Susan von Aarburg
ist auch mit ihrem jüngsten Projekt auf Erfolgskurs.
Alex Hollenstein, Geschäftsleiter der Thurwerke AG
Seit letztem Winter ist die Energiekrise in aller Munde. Die Sorge über Energie-Versorgungsengpässe sowie die steigenden Energiekosten beschäftigt Private und Unternehmen. Alex Hollenstein nimmt Stellung zum Thema.
Herr Hollenstein, die Thurwerke AG hat den Auftrag das mittlere Toggenburg mit Elektrizität, Wasser, Kommunikationsleistungen und Wärme zu versorgen. Wie schätzen Sie als Geschäftsleiter der Thurwerke AG die aktuelle Situation ein?
Die Versorgungslage mit elektrischer Energie ist momentan aufgrund der milden Temperaturen und der gesicherten Energielieferung aus dem Ausland gut. Grundsätzlich ist die Situation aber unverändert. Es funktioniert nur, solange wir Energie vom Ausland beziehen können. Mit dem Ausbau der eigenen Energieproduktionen geht es in der Schweiz nicht vorwärts.
Ist das Toggenburg abhängig von Energie-Importen?
Wie die ganze Schweiz ist auch das Toggenburg abhängig von Strom- und Gasimporten. Wir haben im Toggenburg einige Photovoltaik-Anlagen, die hauptsächlich im Sommer Strom liefern. Zudem tragen ein paar Flusskraftwerke zu einem sehr kleinen Teil zur Versorgung bei. Um die Abhängigkeit im Bereich Wärmeversorgung etwas zu reduzieren, gibt es einige Fernwärmenetze mit Holzheizungen. Auch die Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage ZAB in Bazenheid wird vermehrt genutzt.
Wie werden sich die Energiekosten im Jahr 2024 entwickeln?
Wir haben sämtliche Energiepreise für das laufende Jahr auf unserer Website publiziert. Beim Strom gibt es aufgrund der neuen Stromreserve-Abgabe vom Bund und der Kosten der Vorliegernetze eine leichte Erhöhung. Zusammen mit der Mehrwertsteueranpassung erhöht sich der Strompreis für einen Vierpersonenhaushalt um rund 7 Franken pro Monat. Der Energiepreis des Wärmeverbundes Wattwil ist seit sieben Jahren konstant. Einzig die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7,7 auf 8,1 Prozent müssen wir an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben. Der Wasserpreis ist seit vielen Jahren unverändert, auch hier müssen wir lediglich die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 2,5 auf 2,6 Prozent weitergeben.
Sind Sie von Bürgerinnen und Bürgern, die mit den hohen Energiekosten zu kämpfen haben, in den vergangenen Monaten kontaktiert worden?
Wir wurden nicht direkt kontaktiert. Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Zahlungsausständen spüren wir aber, dass einige Haushalte finanzielle Schwierigkeiten haben. Mit Personen, welche sich vorgängig mit uns in Verbindung setzen, finden wir gemeinsame Teilzahlungslösungen.
Wie stehen Sie zum Thema erneuerbare Energien?
Wir müssen zwingend die erneuerbaren Energiequellen ausbauen. Nur so können wir den zunehmenden Strombedarf einigermassen decken (Energiestrategie 2050). Leider wird in der Schweiz fast jedes Projekt verhindert oder zumindest jahrelang verzögert, egal ob es sich um Sonnen-, Wasser- oder Windenergie handelt. So kommen wir nicht weiter und steuern auf einen noch grösseren Versorgungsengpass hin. Ich bin der Ansicht, dass wir alle Ressourcen benötigen. Im Toggenburg können praktisch keine weiteren Flusskraftwerke realisiert werden, Photovoltaikanlagen werden laufend gebaut, decken aber den Winterbedarf nicht. Somit wäre die Windenergie eine optimale Ergänzung.
Im Toggenburg werden von der Thurwerke AG zwei Fernwärmenetze betrieben. Ist es denkbar, dass diese zukünftig ausgebaut werden?
Die Fernwärmenetze in Wattwil und Wildhaus werden laufend ausgebaut. Es werden meistens keine neuen Gebiete erschlossen, aber mit Neuanschlüssen von Liegenschaften wird das Netz verdichtet. Wir planen momentan keinen weiteren Wärmeverbund.
Zu guter Letzt: Was ist Ihr Tipp, wie und wo jede oder jeder Einzelne Energie sparen kann?
Es gibt viele Quellen für Energiespar-Tipps – da kann ich leider nicht mit einem Geheimtipp aufwarten. Tipps finden Sie zum Beispiel auf der Seite www.nicht-verschwenden.ch vom Bund. Zu beachten gilt, dass die Wärmeenergie die teuerste ist. Somit ist es sinnvoll beim Heizen, Kochen und Warmwasserverbrauch sparsam zu sein. Selbstverständlich sollte man weiterhin den Stand-by-Modus bei elektronischen Geräten vermeiden und das Licht zu löschen nicht vergessen. Die günstigste Energie ist diejenige, die nicht gebraucht wird.
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