Hans Jörg Fehle
erzählt, weshalb der Tod aus der Gesellschaft verdrängt wird.
In einem Jahr wird das Klanghaus am Schwendisee eröffnet. Der Bau steht bereits und setzt einen markanten Akzent in die Berglandschaft. Am 18. Mai wird im Rahmen des Klangfests der überarbeitete und mit zwölf neuen Installationen ergänzte Klangweg eröffnet.
Toggenburg Der Klangweg zwischen Alt St.Johann und Wildhaus ist vor 20 Jahren eröffnet worden und erfreut sich einer grossen Beliebtheit: Gut 50'000 Menschen erkunden die Klanginstallationen pro Jahr. Christian Zehnder ist künstlerischer Leiter der Klangwelt Toggenburg und sagt selbstbewusst: «Wir haben Pionierarbeit geleistet. Die Idee wurde oft kopiert, aber das Original ist halt immer noch das Beste.» Doch auch das Gute will gehegt und gepflegt werden. So wurde der Klangweg nach 20 Betriebsjahren umfassend überarbeitet und mit zwölf neuen Klangskulpturen ergänzt. Zehnder sagt: «Alle neuen Objekte setzen sich künstlerisch mit der Natur auseinander und sollen fürs Zuhören in den Bergen sensibilisieren.» Als Beispiel nennt er das von Klangkünstler Marcus Mäder konzipierte Edaphon. Dabei handelt es sich um ein Erdloch, das mit tausendfacher Verstärkung erhört werden kann. «Das Visuelle ist in dieser Berglandschaft allgegenwärtig und überwältigend. Der sinnliche Klangweg fokussiert aufs Horchen», erklärt Zehnder und unterstreicht, dass auch der neue Klangweg ein Erlebnis für alle bleibt, insbesondere für Familien mit Kindern.
Finanziert werden die Restauration der bestehenden Elemente und die Anschaffung neuer Installationen neben Unterstützung von Stiftungen und öffentlichen Geldern zur Ergänzung mittels einer Schwarmfinanzierung. Auf der Crowdfunding-Plattform «We make it» werden die letzten 70'000 von rund einer Million investierter Franken gesammelt. Klangwelt-CEO Mirjam Hadorn sagt dazu: «Wir freuen uns, dass sich bereits weit über 130 Menschen aus der ganzen Schweiz an der Finanzierung beteiligt haben und dass bis eine Woche vor Sammelschluss schon fast die Hälfte des Betrags zusammengekommen ist.» Die Sammelaktion auf «We make it» läuft noch bis zum kommenden Wochenende. Die Eröffnung des neukonzipierten Klangwegs findet am Pfingstsamstag, 18. Mai, mit einer musikalisch umrahmten Vernissage auf der Alp Sellamatt statt. «Danach macht man sich selbstständig auf den Klangweg und erfährt bei jeder Station entweder von den Kunstschaffenden direkt oder von Mitarbeitenden der Klangwelt die Hintergründe der jeweiligen Klangskulptur», verspricht Zehnder. Im Wildhauser Oberdorf wird man dann wieder mit Musik erwartet und zum Abschluss gibt es auf dem Hörsesselweg zurück ins Tal einen sogenannten Soundride.
Herzstück der Toggenburger Klangwelt wird das sich im Bau befindende Klanghaus am Schwendisee in Unterwasser sein. Bevor im September 2022 der Grundstein gesetzt werden konnte, musste das ehemalige Hotel «Seegüetli» abgebrochen werden. Anderthalb Jahre später steht der markante Neubau und setzt einen holzigen Akzent in die idyllische Frühlingsberglandschaft. Edi Hartmann, Betriebsleiter Klangwelt, bestätigt, dass dank der umsichtigen Projektierung durch das Bau- und Umweltdepartement des Kantons St.Gallen alles nach Plan laufe. Derzeit werden gerade die Unterlagsböden installiert. Die geschindelte Fassade des Neubaus besticht durch feine Detailarbeit: Die ausgeklügelte Anordnung der Schindeln symbolisieren die Klangwellen und erinnern an das vom Wind gekräuselte Wasser des Schwendisees. Denn wirklich alles in diesem Neubau dreht sich um den Klang. «Das Haus selbst ist ein begehbares Instrument», betont Hartmann.
Im Innern entstehen neben einem grossen Zentralraum, wo auch Konzerte für bis zu 120 Leute stattfinden können, zwei weitere Räume, die sich für Projektarbeiten von Kunstschaffenden, Musikensembles, Chören und so weiter eignen. Das Klanghaus soll ein Inspirations- und musikalischer Arbeitsort sein. «Wichtig aber», präzisiert Hadorn, «es soll im Grundsatz bei allem, was hier geschieht, in irgendeiner Form um das Thema «Klang» gehen. Das Klanghaus ist eine Werkstatt, keine Mehrzweckhalle.»
Wer nicht bis zur offiziellen Eröffnung des Klanghauses im Mai 2025 warten will, hat die Möglichkeit, sich den Neubau in einer öffentlichen Führung zeigen und erklären zu lassen. Diese finden einmal im Monat statt. Für Gruppen, Firmen und Vereine werden Führungen auf Anfrage durchgeführt.
Grössere Veranstaltungen wie in diesem Jahr das Klangfest werden auch in Zukunft im Tal stattfinden, verspricht Hadorn. «Uns ist wichtig, dass wir mit unseren Veranstaltungen bei den Menschen bleiben.» Im Rahmen der laufenden Projekte und der Neueröffnung des Klangwegs wurde das altbekannte Klangfestival dieses Jahr auf ein neues eigenständiges Format, das Klangfest, ausgerichtet. Eröffnet wird es mit dem Schülerkonzert «Johle & Groove» am 16. Mai. Am 17. und 18. Mai finden je ein Konzertabend in Alt St.Johann statt. «Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen auch, ohne Konzertbesuch vorbeizuschauen. In der Probstei wird es vor und nach den Konzerten neben Kulinarischem auch Unterhaltungsmusik geben, die zum Sitzen und Verweilen einladen. Ganz ohne Eintritt», sagt Hartmann zum Schluss. Michel Bossart
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