S.Hartmann
sieht wegen den zahlreichen Unfällen im Toggenburg Handlungsbedarf.
Seit einem Jahr steht Christian Gertsch der Gemeinde Neckertal vor.
Die Gemeinde ist gross und vielfältig: Das seit 2023 fusionierte Neckertal umfasst 18 grössere und kleinere Dörfer. Gemeindepräsident ist SP-Politiker Christian Gertsch. Er setzt sich für eine offene Gesellschaft und einen respektvollen Umgang miteinander ein.
Neckertal Seit dem 1. Januar 2023 ist Christian Gertsch Präsident der fünftgrössten Gemeinde im Kanton. Das Gemeindegebiet umfasst insgesamt 18 grössere und kleinere Dörfer und Weiler – mit zwölf verschiedenen Postleitzahlen – und ist das Zuhause von 6300 Menschen. Eine satte Mehrheit von 77 Prozent stimmte 2021 der Fusion von Oberhelfenschwil, Hemberg und Neckertal zu, dies, nachdem sich die Gemeinden Brunnadern, Mogelsberg und St.Peterzell bereits 2009 zur Gemeinde Neckertal zusammengeschlossen hatten. Wie erklärt sich der Gemeindepräsident diese grosse Zustimmung? Er sagt: «Der Mehrheit der Stimmberechtigten war wohl die Notwendigkeit einer Fusion einleuchtend. Geholfen hat natürlich, dass wir bereits gute Erfahrungen mit der ersten Fusion gemacht hatten.» Die Vorteile eines Zusammenschlusses seien offensichtlich gewesen, eine Opposition habe sich damals nicht gebildet. «Es war allen klar: Eine Fusion geht nur miteinander und nicht gegeneinander», fügt Gertsch an.
Vor dem Zusammenschluss war er bereits Gemeindepräsident von Hemberg und selbst erstaunt darüber gewesen, dass er zum Gemeindepräsidenten der neuen Grossgemeinde gewählt wurde, wie er lachend ergänzt. «Dass ich das Fusionsprojekt zwei Jahre lang begleitet habe und dass die anderen zwei Kollegen altershalber auf eine Kandidatur verzichtet haben, kam natürlich gelegen.» Zudem sei der Wählerschaft die Kontinuität in der Gestaltung und die Umsetzung der Gemeindezukunft wichtig gewesen. Auch jetzt – ein Jahr nach der Fusion – sei die Stimmung positiv: «Klar, es gibt immer negative Meldungen zu diesem oder jenem. Aber das hat es ja vorher auch schon gegeben.» Die Bevölkerung nehme aber den Gestaltungswillen des jungen Gesamtgemeinderates wahr, ist er überzeugt.
Kurz vor den Neuwahlen ist der 62-jährige SP-Politiker in den Kantonsrat nachgerutscht und stellt sich anfangs März der Wiederwahl und im Herbst strebt er eine weitere Amtszeit als Gemeindepräsident an: «Ich möchte die Arbeit weiterführen und die Zukunftsgestaltung unserer Gemeinde weiter umsetzen. Es ist eine sehr schöne Aufgabe, und, ein Privileg, sie ausführen zu dürfen.» Das nötige Fingerspitzengefühl für das konstruktive Miteinander hat sich der zehnfache Grossvater auch in seinem Beruf im sozialen Bereich angeeignet. Er war Direktor einer Institution für Menschen mit Beeinträchtigung, engagierte sich in der Verbandsarbeit und sagt von sich, dass er in der Sozialpolitik zu Hause sei. «Ich stehe für eine offene Gesellschaft und den respektvollen Umgang miteinander. Das ist meine Hauptmotivation für die Politik.»
Nicht nur die Neugestaltung der Gemeindeordnung wird den Gemeinderat in nächster Zeit beschäftigen. In die Schlagzeilen geriet auch das Ressort Mogelsberg, das derzeit als Kompetenz- und Trainingszentrum von den Turnerinnen des TZ Fürstenland Frauen genutzt wird. Auf Mitte 2024 wurde ihnen gekündigt – sie müssen sich eine neue Halle suchen. Die Freizeit und Touristik Neckertal AG hat sich von ihren Plänen, das Ressort Mogelsberg zu reanimieren verabschiedet, nachdem bereits 400'000 Franken in die Revitalisierung investiert worden seien, wie kürzlich bekanntgeworden ist. Gertsch bedauert das: «Die Gemeinde will dem auf den Grund gehen und Hand reichen für Lösungsansätze». Wie es aber konkret weitergeht, kann er zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Eine andere Immobilie, bei der man nicht recht weiss, wie es weiter gehen soll, ist der Salomonstempel. Das idyllisch gelegene Ferienhaus auf 1138 Meter über Meer liegt in einer Schutzzone, ist ideal für Ferien- und Schullager und gehört einer Stiftung aus Brugg im Kanton Aargau. Der Stiftung fehlt das Geld, um nötige Sanierungsarbeiten auszuführen, und die Stadt Brugg möchte keine finanziellen Mittel einschiessen. Dass die Gemeinde Neckertal das Haus übernehmen würde, stehe nicht zur Debatte, sagt Gertsch. «Das ist nicht Aufgabe einer Gemeinde, auch wenn wir es selbstverständlich begrüssen würden, wenn das Haus weiterhin auf der Stufe des sanften Tourismus betrieben wird.»
Die zentrale Herausforderung für den Gemeinderat sieht Gertsch denn auch nicht unbedingt in der Lösung dieser zwei Immobilienfragen, sondern in der Bereitstellung einer Grundinfrastruktur in den vielen Dörfern und Weilern Neckertals. «Wo es einen Laden, eine Schule und ein Restaurant hat, da ist die Dorfgemeinschaft lebendig. Das müssen wir sicherstellen.» Michel Bossart
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