Die Zwillinge
die preisgekönten Comedians kommen nach Eschenbach und berichten, was sie mit dem Dorf…
Der Theaterverein Toggenburg feierte am Samstag Premiere im Dömli in Ebnat-Kappel. Eigentlich sind ihre Aufführungen fröhlicher Natur, doch nun serviert das Ensemble mit «Der Bettelmann»etwas schwerere Kost aus längst vergangenen Tagen. Für die Brüder Edy, Urs und Christian Heeb ist es dennoch eine Reise in die Vergangenheit.
Ebnat Kappel Noch eine Stunde bis zur Premiere des Theaterstücks «Der Bettelmann» im Dömli. Noch steht das Bühnenbild mit dem zweitürigen Portal, abgesehen von einem Korbstuhl und einem Holztisch samt Hocker alleine und verlassen da. Die Licht- und Tontechniker nehmen letzte Einstellungen vor. Im Foyer ist die Festwirtschaft startklar und auch die Helfer an der Kasse richten sich ein. Gegenüber des Dömlis im «Füürwehr-Hüsli» machen sich derweil die Schauspieler für den Auftritt bereit. Während vereinzelte noch bei Gaby Heeb in der Maske sind, legen andere an ihrem Kostüm letzte Hand an. Es geht zwar ruhig zu und her, hie und da hört man ein Lachen. Die Stimmung ist gut und doch liegt die Anspannung förmlich in der Luft. Mittendrin ist der Produzent Christian Heeb. Er blickt auf bewegte Tage zurück und hofft, dass es keine weiteren Unfälle oder krankheitsbedingte Ausfälle gibt. «Mir fehlt der Einweiser heute Abend. Aber es sollte schon irgendwie gelingen mit dem Parkieren», sagt er und versetzt ein paar orange-weiss gestreifte Pillonen am Strassenrand. Die ersten Besucher treffen ein und langsam füllt sich das Dömli. Auch die Mutter der drei Brüder kann der Premiere beiwohnen. «Das freut mich und meine Brüder sehr, hat doch das Theaterstück eine besondere Familiengeschichte», sagt der Produzent. Dann ist es soweit. Das Licht im Dömli geht aus. Ein Scheinwerfer beleuchtet die Bühnenmitte. Christian Heeb heisst die Gäste willkommen und wenig später sitzt der Hauptdarsteller Edy Heeb, vom Leben gezeichnet, in seinem Korbstuhl und harrt der Dinge.
Zwei Tage vor der Erstaufführung fand die Hauptprobe statt. Im Schminkraum herrscht emsiges Treiben. Die Schauspielerinnen und Schauspieler geben sich quasi die Klinke in die Hand. Gaby Heeb, die Ehefrau von Urs und ihre Kollegin Carmen Bähler sorgen mit Pinsel, Tupfer, Schwämmchen und Farbe für den passenden Teint.
«Wir teilen uns die Arbeit auf. Jede von uns schminkt in der Regel immer dieselben Schauspielerinnen und Schauspieler. Manchmal müssen sie während der Aufführung nachgeschminkt oder wenn sie zwei Rollen spielen umgeschminkt werden», erklärt Gaby Heeb. Sie nimmt einen kleinen Pinsel und setzt zu einem letzten feinen Lidstrich an. Vor dem riesengrossen Spiegel liegen auf einem Tablar fast unzählige Schminkutensilien. «Was meinst Du, passt es?, fragt sie den Schauspieler. Er schaut sein Spiegelbild genau an und sagt: «Ja danke, es ist sehr gut so. Ich muss dann nur aufpassen, wenn ich das Headset anlege». Dann steht er auf und verlässt das kleine Schminkrefugium. Gaby Heeb hat bei anderen Produktionen auch schon alleine Schminke in das Gesicht der Schauspielenden gezaubert. «Ich bin froh, dass ich nun Unterstützung habe. Wir ergänzen uns gut und unsere Kunden sind es meist gewohnt in die Maske zu kommen. Das erleichtert uns die Arbeit», erzählt sie, während dem bereits die nächste Schauspielerin Platz nimmt.
Das mystische Theaterstück handelt von einem Bettelmann, der sich mit dem nahenden Tod und dem Sinn des Lebens auseinandersetzt. Es spielt im späten 17.Jahrhundert und ist geprägt von Kriegen, Armut und dem entberungsreichen Leben, das viele Menschen in der damaligen Zeit beschäftigte. «Wir sind eigentlich bekannt dafür Komödien zu spielen. Mit dem Bettelmann habe ich mir einen Herzenswunnsch erfüllt», sagt Christian Heeb. Ihm war es als Produzent wichtig, dass ein Profi die Regie übernimmt und mit Daniel Koller hat er die perfekte Besetzung gefunden.
Als er Koller anfragte, zeigte sich dieser zuerst eher skeptisch. Es sei eine grosse Herausforderung gewesen. Das Stück sei in Reimform verfasst und er habe es in Teilen umgeschrieben, erklärt der Regisseur. Da ihm Heeb freie Hand beim Schreiben und Inszenieren liess konnte er, der an sich schweren Theaterkost einen frischeren Touch verleihen. «Ich habe das Ensemble auf ein Minimum verkleinert, neue Elemente auf der Bühne, insbesonders moderne Musik, eingebaut. Auch wenn ein ganz kleiner Teil des Stückes in Mundart neuverfasst wurde habe ich dem Stück immer den nötigen Respekt erwiesen sowie ethische und moralische Aspekte belassen», erklärt Koller.
Von Andreas Lehmann
Edy und Christian Heeb haben vor vierzig Jahren zusammen mit ihrem Vater auf der Bühne bereits den «Bettelmann» gespielt. «Wir waren beide so um die 20 Jahre alt. Ich erinnere mich noch gut daran. Ich spielte den Tod, und Edy damals, wie heute den Bettler. In der heutigen Aufführung spielt mit Urs ein weiterer Bruder den Edelmann und ich darf als Produzent wirken», freut sich Heeb. Josef Ausserhofer habe das Theater 1949 geschrieben und es sei in gewisserweise, was die Armut, auch bei uns in der reichen Schweiz betreffe, immer noch aktuell, so der Produzent. Als ihr Vater zwei Jahre später verstarb, geriet das Stück über viele Jahre in Vergessenheit. Im 2020 wollte der Theaterverein Toggenburg Ausserhofers Werk nochmals aufführen. «Drei Wochen vor der Premiere mussten wir, der Pandemie wegen und vom Bundesrat verordnet, die Segel streichen. Das war schade. Der Wunsch es noch einmal zu versuchen liess mich jedoch nicht los», erzählt Heeb. Dass es endlich klappt freut ihn und für die Familie schliesst sich nun ein Kreis.
Von Andreas Lehmann
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