Reto Kuster
von der Kuster Sport AG klärt über Skikauf und -vermietung auf.
Michi Nef hat seine Ausbildung bei der Weissküferei Stauffacher in Ennetbühl gemacht – einer der wenigen Betriebe, die dieses seltene Handwerk noch weitergeben. Noch immer ist er stolz auf sein Handwerk.
Ennetbühl Dumpfes Glockengeläut hallt durchs Tal, erst leise, dann immer kräftiger. Ziegen springen voran, der Senn trägt seinen hölzernen Fahreimer, und dahinter folgen die Kühe mit schweren Schellen, begleitet von Jodel und Gesang. So zieht der festliche Zug bergwärts – eine Tradition, die den Säntisregionen seit Jahrhunderten eigen ist. Doch was wäre diese Alpfahrt ohne das kunstvoll gearbeitete Geschirr, ohne Eimer und Zierstücke? Hier kommt ein Handwerk ins Spiel, das fast in Vergessenheit geraten wäre: das des Weissküfers.
Der 20-jährige Michi Nef aus Schwellbrunn hat seine Lehre als Weissküfer im vergangenen Jahr bei der Weissküferei Stauffacher in Ennetbühl abgeschlossen. Dort entstehen nicht nur traditionelles Senngeschirr, sondern auch moderneHaushaltsgegenstände und dekorative Arbeiten. Schon als Kind kam Nef mit dem Betrieb in Kontakt, als seine Familie dort das Hochzeitsgeschenk für sein Gotti kaufte. «Ich weiss noch, dass mir Werner Stauffacher ein Jo-Jo schenkte», erinnert sich Nef. Dass derselbe Mann später einmal sein Ausbildner sein würde, ahnte er damals nicht. Dass er einen ungewöhnlichen Beruf erlernt hat, ist Nef bewusst. «Wenn ich den Leuten im Ausgang erzählte, was ich mache, wussten viele nicht, was das ist.» Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: Einige zeigten Interesse und wollten mehr über das Handwerk erfahren, andere zweifelten an dessen Zukunft. Selbst seine Eltern seien zu Beginn unsicher gewesen, ob ihr Sohn mit dieser Lehre eine Perspektive haben würde.
Auch ein Jahr nach seinem Lehrabschluss steht für Nef fest: Er hat die richtige Entscheidung getroffen. Der junge Mann ist überzeugt, dass das Weissküfer-Handwerk eine Zukunft hat – nicht zuletzt, weil die Alpfahrt rund um den Säntis lebendige Tradition ist. «Solange das so bleibt, braucht es auch Weissküfer», sagt er bestimmt. Sein persönliches Ziel hat Mich Nef klar vor Augen: Eines Tages möchte er selbstständig sein und einen eigenen Betrieb führen. Auch in seiner Freizeit hat Traditon eund Brauchtume inen hohen Stellenwert: Nef bemalt die Böden von Fahreimern – eine Tätigkeit, die ihm Freude bereitet. Zudem bietet er die bemalten Eimerböden auch zum Verkauf an. Wenn die Menschen bei der nächsten Alpfahrt staunend dem Klang der Schellen lauschen oder die kunstvoll verzierten Eimer und Zierstücke bewundern, dann spiegelt sich darin auch die Arbeit von Michi Nef. Sein Weg zeigt, dass es manchmal junge Hände braucht, damit alte Bräuche weiterleben. ⋌shs
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