Daniela Schwegler
die Bestsellerautorin befasst sich in ihrem neuen Buch mit Wildpflanzen und dem…
Josef Müller war St.Galler Gastropräsident von 1966 bis 2016.
Längst sind die Zeiten vorbei als in Restaurants und Beizen noch «gepafft» werden durfte. Vor 20 Jahren hingegen entbrannte eine teils hitzige Debatte über rauchfreie Zonen im Freizeitbereich, wie beispielsweise in einer Kneipe. Auch der damalige Gastropräsident Josef Müller setzte sich für Lösungen ein.
St.Gallen Was heute fast überall undenkbar ist, war 2005 noch gang und gäbe – es wurde in und nicht vor der Beiz geraucht. Doch je länger je mehr regte sich Widerstand und nicht nur Gesundheitsorganisationen wie die Lungenliga plädierten für rauchfreie Gaststätten, Hotels und Clubs. In der Ausgabe dieser Zeitung hiess es am 18. Januar 2005 unter anderem, dass die St.Galler Regierung der Meinung war, dass das Gastgewerbe gegen die überparteiliche Motion: «Rauchfreie Räume zum Schutz der Bevölkerung vor Passivrauchen» kaum opponiert habe. Der damalige Präsident von Gastro St.Gallen, Josef Müller wünschte sich ein aktives Mitwirken bei der Ausgestaltung der konkreten Regelung und Umsetzung. Er befürchtete unter anderem, dass dem Gastgewerbe starre Vorschriften auferlegt würden.
Der Gastropräsident betonte, dass Gaststätten und öffentliche Räume wie Schulhäuser und Ämter, unterschiedlich beurteilt werden müssen. Gerade Letztere würden selten aufgesucht um die Freizeit dort zu verbringen.
Vielmehr würden diese dazu genutzt um etwas zu erledigen und nicht um sich zu erholen. Also sei ein Rauchverbot selbst für Raucher kaum störend. Zudem lag es für Müller auf der Hand, dass Wirte die keine separaten Raucherzimmer anbieten können, existenziell stark bedroht seien.
Der ehemalige St.Galler Gastropräsident erinnert sich noch gut an jene Zeit zurück. «Es war schwierig einen Konsens zu finden. Wir mussten handeln und lancierten mit grossen Plakaten und Klebern die Rauchfrei-Kampagne: 'Freiwillig'», erklärt Müller. Diese sah vor, dass der Wirt selbst entscheiden konnte ob sein Lokal rauchfrei ist oder nicht. Das hätte sich auch Josef Müller gewünscht, doch es kam anders. Im Kanton St. Gallen wurde 2009 über das Rauchen in Restaurants abgestimmt. Die Stimmberechtigten stimmten der Initiative «Schutz vor dem Passivrauchen für alle» der Lungen- und der Krebsliga deutlich zu. Dadurch wurden Raucherbeizen im Kanton verboten und nur noch unbediente Fumoirs sind erlaubt.
Obwohl sich die Wogen um das Thema längst geglättet haben sind die Auswirkungen bis heute spürbar. Dies stellt auch Josef Müller, der noch Beratungen und Treuhanddienste im Gastrobereich wahrnimmt, besorgt fest: «Bier- und Feierabendstämme sind nahezu inexistent.
Dort wo viel läuft, hat man meist Probleme mit den Nachbarn. Die Raucher stehen draussen und sind nicht immer schön leise.» Er weist auch darauf hin, dass es kaum noch Trauermahle oder andere grosse Bankette gibt. Ausgenommen davon seien Hochzeitsfeste. Dort habe man als Gastrobetrieb aber oft das Problem, dass beim Mehrgangmenü, zuerst die Personen die sich rauchbedingt im Freien aufhalten, für den nächsten Gang hereingebeten werden müssten. Auch in Speiselokalen hat sich einiges verändert. «Früher genoss man zu einem feinen Nachtessen einen guten Wein. Eine Zigarre und ein Cognac rundeten den Abend ab. Das ist heute nicht mehr der Fall. Zudem sind die Lokale um etwa 22 Uhr menschenleer», sagt er. Es gibt aber auch Betriebe wie Cafés in Städten die einen Aufschwung erleben.
Trotz allem, verschwinden immer mehr Restaurants. Sie werden umgenutzt, abgebrochen oder fristen leerstehend ein trostloses Dasein. Für die Misere verantwortlich, sei aber nicht nur das Rauchverbot. Die Corona-Zeit und die sich ändernden gesellschaftlichen Gepflogenheiten hätten den schleichenden Niedergang massgeblich beschleunigt, ist sich Müller sicher.
Andreas Lehmann
Oberhelfenschwil Seit 2001 wirtet Sonja Böni mit ihrer Familie im «Rössli» in Oberhelfenschwil. An die Zeiten als das Rauchverbot heiss diskutiert wurde, erinnert sich die Vizepräsidentin von Gastro Toggenburg noch gut. «Es herrschte eine gewisse Unruhe unter den Gästen und der mögliche Rauchstopp in Beizen war immer wieder Thema», sagt sie. Im Jahr der Abstimmung wurde das «Rössli» renoviert. Als alles fertig war, wollte Böni Aschenbecher auf die Tische stellen. «Ein Gast sagte zu mir. Rauchen ist zwar noch erlaubt, aber der Umbau ist so schön geworden», erzählt sie und verzichtete fortan auf den blauen Dunst im Lokal.
Es habe schon Vorteile, man müsse weniger Aufwand bei der Reinigung betreiben. Zudem sei es angenehmer, wenn die Gäste das Essen geniessen möchten. Mittlerweile ist auch bei ihr im Restaurant das Rauchverbot kein Thema mehr. Die Raucher haben sich längst mit der Situation arrangiert und gehen nach draussen.
Für Böni hat hingegen die Nach-Coronazeit mehr Veränderungen gebracht als das Rauchverbot. Auch sie stellt fest, dass Stammtische weniger besucht werden und auch das Feierabendbier nicht mehr so wie früher genutzt wird . «Ebenso weiss sie das grosse Bankette oder Hochzeitsfeste für Speiselokale schwieriger geworden sind», sagt die Toggenburger Gastro Vizepräsidentin.
Nun freut sich die Wirtin aber auf die kommenden närrischen Tage, denn das «Rössli» ist zum ersten Mal dekoriert. Vom 21. Februar bis 4. März wird unter dem Motto: «Sonja und die sieben Zwerge» gefeiert.
Anmerkung der Redaktion: Da die Toggenburger Gastro Präsidentin Ruth Schönenberger vor 20 Jahren noch nicht wirtete, empfahl sie Sonja Böni zu kontaktieren. ⋌ale
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