Susan von Aarburg
ist auch mit ihrem jüngsten Projekt auf Erfolgskurs.
Es ist eines der ältesten Handwerke, die es heute noch gibt. Franz Arnold aus Lichtensteig hat seine grosse Leidenschaft zum Beruf gemacht, der ihn nun voll und ganz ausfüllt.
Wattwil In der kleinen Werkstatt von Franz Arnold geht es eng zu. Auf gerade mal 22 Quadratmetern hat er seine Sattlerwerkstatt eingerichtet. Zwei Regale, ein Nähtisch – fertig. Hier lebt Arnold seit Anfang 2022 seinen Traum von der eigenen Sattlerei. «Wir, meine Frau und ich, haben unseren Landwirtschaftsbetrieb der nächsten Generation übergeben», erzählt er. Da er mit 56 Jahren noch zu jung sei für den Ruhestand, habe er umgesattelt. «Heute sticke ich Glockenriemen», so Arnold, «der Innerschweizer Art mit Dachshaaren.» Innerschweizer Art? Im Toggenburg? Er lacht: «Ich bin dort geboren und mit drei Jahren hierhergekommen». Seine Eltern haben einen Bauernhof auf dem Knopfenberg übernommen, dort sei er aufgewachsen. Später führte er seinen eigenen Betrieb. Heute leben die Arnolds im Wattwiler Bunt.
Den Beruf als Sattler hat er nie gelernt. Arnold hat sich alles selbst beigebracht. In der Ausbildung zum Landwirt habe der Vater ihn dazu ermuntert, erinnert er sich. «Fang mal an, einen Riemen zu machen», forderte er ihn auf. Arnold Franz begann mit den ersten Arbeiten und hat bis heute schon weit über 200 Riemen gestickt. Seine Stücke, man kann sagen Kunstwerke, sind unverkennbar. Arnold ist mittlerweile Meister seines Fachs. Seine Werke sind Unikate. Jeder Kunde kann seine eigenen Wünsche anbringen: Initialen, Sprüche, Wappen, Fotos aufs Leder gedruckt, Umrandung und Blumenmotiv. «Keinen gibt es ein zweites Mal», berichtet Arnold. So ein Riemen, der müsse etwas Eigenes haben, etwas, was andere eben nicht haben. Bei Arnold ist es eindeutig das Edelweiss. «Meine Blütenblätter sind nach aussen offen», verrät er. Am Ende sehen die Edelweissblumen wie kleine Windrädli aus. Er lacht: «Ich finde sie so schön.» Und noch eine Besonderheit: Franz Arnold mischt keine Bergblumen in Ährensträusse. Alle Arbeitsschritte werden per Hand bewältigt. Dazu braucht es neben Geduld und Geschick auch viel Kraft.
Auf dem Tisch liegen grosse Lederstücke, aus ihnen schneidet Franz Arnold die Form für seine Riemen. Das Leder kommt aus dem Emmental. Leder ausschliesslich von Simmentaler Kühen und Stieren. «Das ist ein starkes, dickes Leder», erklärt er, «Hochleistungskühe haben etwas dünneres Leder, das wirkt sich auf die Qualität aus.» Was für den Schmied der Amboss, für den Schreiner der Hobel, ist für den Sattler das Messer. Mit einem Cutter dringt er ins Leder, voll konzentriert wird der Schnitt ausgeführt. Möglichst wenig Abfall produzieren. Die Motive stickt Arnold mit einer Ahle und Faden. Er verwendet dazu halbrunde Fäden aus Kunststoff. Später werden die Riemen mit Dachshaaren verziert. «Und, das ist ein Unterschied zu Toggenburger Riemen», erklärt er. «Doch», so Arnold weiter, «die Innerschweizer Riemen finden auch hier immer mehr Abnehmer.» Arnolds Kunden kommen aus der Ostschweiz, und der Innerschweiz. Im Winter flickt und repariert er viele Riemen, Glocken und Schellen. «Oft, so erzählt er, bringen die Leute alte Erinnerungsstücke, die aber einen grossen ideellen Wert haben. Mit leuchtenden Augen nehmen sie es dann wieder mit nach Hause.
Mit seiner Werkstatt hat sich Arnold Franz einen Lebenstraum erfüllt. «Es kommen immer mehr Aufträge», sagt er, «sei es für den Eigengebrauch, als Geschenk, für Viehzuchtvereine oder den Gabentisch von Schwingfesten.» Arnold Franz liebt das Arbeiten zu Hause, in seiner Werkstatt, in der er auch Gravuren selbst macht. Die Kunden können kommen, ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen. Eine kleine Auswahl an Glocken und Schellen hat er. «Denn», so sagt er, «da gibt es auch Unterschiede in der Art und Form, und den Kundenwünschen.» Doch das ist wieder ein anderes Thema. Franz Arnold macht Riemen mit Dachshaaren und Edelweissblumen, mit Innerschweizer Treicheln, mit viel Herzblut und Geschick.
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