Susan von Aarburg
ist auch mit ihrem jüngsten Projekt auf Erfolgskurs.
Wall Street-Kenner und Wirtschaftsjournalist Jens Korte informierte und unterhielt die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer am Finanzapéro der Toggenburger Raiffeisenbanken bestens.
Die USA sind das grösste Exportland für die Schweiz. Grund genug, um eine enge transatlantische Freundschaft zu pflegen – und zwar unabhängig vom tagespolitischen Geschehen. Dies empfahl Wall Street-Journalist Jens Korte seiner Zuhörerschaft im Toggenburg.
Wattwil Eingeladen zum Finanzapéro, der den Titel «Wer mit wem: Die USA dein Freund oder Konkurrent?» trug, hatten die Toggenburger Raiffeisenbanken. Rund 250 Kunden und Interessierte wohnten dem Referat bei. Die USA pumpte unter Präsident Joe Biden nicht weniger als 1,2 Billionen Dollar in die nationale Infrastruktur. Doch ausländische Unternehmen, die davon profitieren wollen, müssen in den USA eine Produktionsstätte haben. Ungeachtet des protektionistischen Ansatzes sei jedoch das Verhältnis Schweiz-USA schon seit vielen Jahrzehnten – und zwar unabhängig davon, ob gerade Demokraten oder Republikaner an der Macht waren – sehr gut. Aus Schweizer Sicht sei es, so Jens Korte, viel sicherer mit den USA, denn mit China im grossen Stil zu handeln. Denn China habe eine sehr rasch alternde und abnehmende Gesellschaft und aktuell 20 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. «Bis ins Jahr 2100 könnte Chinas Bevölkerung von 1,3 Milliarden auf rund 800 Millionen Menschen schrumpfen. Es braucht aber viele Junge, um eine Wirtschaft zum Boomen zu bringen», sieht Korte China auf einem absteigenden Ast.
Die USA hingegen, so Jens Korte, seien ein Phänomen. Denn obwohl sich die Anzeichen verdichteten, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt im Jahr 2024 in eine Rezession abgleiten könnte, weil sich die US-Staatsanleihen schon länger schlecht verkauften, lebten die Menschen in den USA nach wie vor auf grossem Fuss. «Wir haben seit drei Jahren den längsten Bärenmarkt der Geschichte bei den US-Staatsanleihen, was dazu geführt hat, dass eigentlich eine ganze Menge am Boden ist, obwohl es gegen aussen nicht spürbar ist», erklärte Korte. Tatsächlich reisten nach wie vor viele US-Bürger ins Ausland und konsumierten stark, so dass die USA ein Bild der trügerischen Stärke abgäben. Was auch damit zusammenhänge, dass in den USA ein akuter Fachkräftemangel herrsche und Arbeitskräfte gesucht und teuer seien. Vor kurzem hätten die Automobilgewerkschaften 40 Prozent mehr Lohn gefordert. Das sei zwar «knackig», aber «30 Prozent könnten schon drin liegen», erklärte und prognostizierte der Wall Street-Journalist. Viele einfache Jobs seien mittlerweile wahre Goldgruben geworden. Wer als «Dog-Walker» mit einem fremden Hund 30 Minuten Gassi gehe, kassiere 35 Dollar. «Wenn sie da zwölf Hunde an der Leine haben, machen sie einen Riesengewinn», so Korte. Und wer in den USA als Paketbote arbeite, könne damit rechnen, dass er zwar viel Stress hat, aber auch einen Jahreslohn von 170'000 Dollar. «Ich glaube nicht, dass in der Schweiz ein Paketbote so viel verdient.» So hätten die Arbeitnehmenden vorerst viel Geld für den eigenen Konsum in der Tasche. Doch am Ende werde sich wohl der «Hund» in den eigenen «Schwanz» beissen. Denn als Folge der hohen Löhne hätten schon viele Firmen damit angefangen, ihre Preise massiv zu erhöhen. Dies einerseits, um die gestiegenen Lohnkosten wieder reinzuspielen und andererseits, um sich einen grösseren Teil vom «Kuchen» abzuschneiden.
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