Susan von Aarburg
ist auch mit ihrem jüngsten Projekt auf Erfolgskurs.
Der Weiher nahe der Kirche in Krinau, direkt an der Strasse, bildet die Kinderstube für viele Kröten, Frösche und Molche. Derzeit sorgen jeden Morgen 16 Schulkinder und Lehrerin Bettina Kuster dafür, dass die Tiere ihren Laichplatz heil erreichen und nicht überfahren werden.
Krinau Jeden Morgen, vor Schulbeginn, ziehen sie los die Froschretter von Krinau. Mit dem Andrew-BondLied «Froschlaich», passend zu ihrem Einsatz und einem grossen Kübel, machen sich die Mädchen und Jungen der Primarschule auf den Weg, um zu «Fröschlä». Sie helfen den Amphibien – Tiere, die im Wasser und auf dem Land leben – auf ihrem Weg zum Laichen. Immer, wenn die Temperaturen steigen, verlassen Frösche, Kröten und Molche ihr Winterversteck an Land und brechen zu den Gewässern auf, an denen sie einst geschlüpft sind oder suchen neue, um ihre Eier darin abzulegen. Egal, ob Strassen den Weg zerschneiden – Amphibien können nicht anders, sie folgen ihrem Instinkt. Die gefährliche Reise durch Dörfer und über Strassen endet für die Tiere oft tödlich. Das wollen die Fröschli- und Chröttli-Retter in Krinau möglichst verhindern. Rund dreissig Zentimeter hohe grüne Bänder aus Kunststoff säumen ein Stück des Geländes unterhalb der Schule. Sie versperren den Tieren den Weg, auf dem sie leicht von Autoreifen platt gedrückt oder vom Fahrtwind weggeweht würden. «Das Errichten des Zauns hat die Gemeinde gemacht», berichtet Bettina Kuster. Während rund sechs Wochen sammelt sie mit ihren Schülern jeden Morgen Grasfrösche, Erdkröten sowie Bergmolche ein und transportiert sie in den Weiher. An manchen Tagen ist die Ausbeute gering, an anderen üppig. Die eingesammelten Tiere werden gezählt und in drei Kategorien, Frosch, Kröte und Lurch, eingeteilt.
Was Bettina Kuster hier mit ihren Schülern macht, ist wertvoller Biologieunterricht. Mit der Aktion wird das Bewusstsein für den Amphibienzug geschärft. Und die Kinder kennen sich schon gut aus, wissen genau, was über Nacht in die Fangkübel gefallen ist. «Oh, schau mal eine Kröte», ruft ein Mädchen und ein Junge erwidert, «das ist schon die zweite heute.» Geschickt und mit Bedacht leeren sie Eimer. «Aufgepasst», ruft Frau Kuster, «ein Frosch hüpft davon.» Kein Problem, flink haben die kleinen Helfer den Ausreisser wieder eingefangen und legen ihn behutsam zu seinen Artgenossen. Als der letzte Kübel geleert ist, zieht der Rettungstrupp weiter. Es geht an den nahe gelegenen Teich, dem Laichplatz. Bevor die Tiere ins Gewässer entlassen werden und sich die Schüler auf den Rückweg machen, wird die Ausbeute des Tages noch protokolliert. Die Kinder beobachten, wie die Tiere in den Weiher springen, ihnen ist die Freude über die gelungene Rettung anzusehen. Und während Frösche und Kröten dem Wasser entgegenstreben, gehen die Mädchen und Jungen etwas weniger strebsam, mit ihrem Froschlied auf den Lippen, zurück zur Schule.
Ungefähr eine halbe Stunde dauert die morgendliche Aktion. Dann geht es raus aus den Gummistiefeln und Regenjacken, ab ins warme Klassenzimmer. Die tägliche Ausbeute wird akribisch an der Tafel festgehalten. Die Rettungsaktion ist damit beendet, der Unterricht startet. In ein paar Wochen beginnt die Rückwanderung der Tiere in ihre Lebensräume in den Wäldern. Bis dahin werden sie weiterhin jeden Morgen losziehen, die Krinauer Schulkinder. Sie werden Hunderten Chröttli und Fröschli helfen, dass sie sicher in ihren Weiher kommen. Auch wenn sie die Frösche nicht küssen, sind sie trotzdem alle Prinzessinnen und Prinzen – man sollte ihnen achtungsvoll begegnen, den freiwilligen Amphibien-Rettern von Krinau und den Tieren gegenüber vorsichtig sein. ⋌hem
Lade Fotos..