Denise B. Frei Lehman
erklärt das Jahr 2025 aus Sicht der Numerologie für uns bereithält und was sich hinter der…
Wer die Kantonsschule in Wattwil besucht hat, kennt Hermann Ostendarp. Der Gründer des Jugendorchesters Il Mosaico wird nach Ende des Schuljahrs pensioniert. Zum Abschluss geht’s mit «Finale» auf Tournee durch den Kanton.
Wattwil Weit über 200 Violin- und Bratschenschüler haben in den letzten 42 Jahren Musikstunden bei Hermann Ostendarp bekommen. Mehr oder weniger per Zufall ist er damals im Toggenburg gelandet. Er erinnert sich: «Während meines Studiums am Konservatorium in Zürich habe ich eine entsprechende Anzeige der Musikschule Toggenburg gelesen und mich darauf beworben.» Er erhielt die Stelle und ist geblieben. Mehr noch: Seit 34 Jahren unterrichtet er auch an der Kantonsschule Wattwil und hat das Kanti-Orchester Il Mosaico gegründet und aufgebaut. «Finale» wird sein letztes Programm sein, das er mit dem Jugendorchester einstudiert hat, denn im Juni geht er in Pension. Auf diese Zeit freut er sich: Seine drei Kinder sind längst aus dem Haus und mit seiner Frau, Margret Herzog, hat er bereits eine Stadtwohnung in St.Gallen gemietet. «Momentan packen wir noch die Kisten und im April werden wir unseren Schwerpunkt endgültig nach St.Gallen verlegen», sagt er.
Wenn Osterndarp vom Jugendorchester spricht, kommt er ins Schwärmen. Zahlreiche Musik- und Konzertreisen brachten ihn und das Orchester rund um die Welt: Japan, die USA, Brasilien, Finnland, Italien, Ungarn oder Aserbaidschan, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Fussballfan (Borussia Mönchengladbach) Ostendarp sagt: «Alles, was in unserer Zeit klingt, hat mich interessiert. Durch die Musik haben wir fremde Kulturen kennengelernt. Das kam auch bei den Schülerinnen und Schülern gut an.» Diese entwickelten so eine Offenheit nicht nur gegenüber anderen Arten von Musik, sondern auch gegenüber anderen Kulturen. «Wir verfolgten im jeweiligen Gastland interessante Projekte, die uns in fremde Welten eintauchen liessen und wohnten meist bei lokalen Familien; das war sehr bereichernd.» Seit Covid sei das allerdings recht schwierig geworden, fügt er etwas frustriert an.
Doch, die Arbeit mit Laienmusiker könne auch anstrengend sein: «Ich vergleiche das Musizieren gerne mit dem Sport. Übungen müssen wiederholt, einzelne Abschnitte separat einstudiert werden. «Gerade für junge, computeraffine Menschen, ist das manchmal schwierig, umzusetzen», bedauert er. Das Geigenspiel umschreibt er in Anlehnung an fernöstliche Philosophien gerne als Gei-Do, wobei das «Do» für den Weg steht: Konzentrierte Wiederholungen, das Versinken in eine Sache, die innere Konsequenz. Kurz: das Dranbleiben. «So nimmt man das Geigenspiel ins Bewusstsein auf, kriegt ein gutes Bogengefühl», sagt er. «Denn», fügt Ostendarp an, «wer einmal das beglückende Gefühl des gemeinsamen Musizierens kennengelernt habe, ist begeistert.» Das gemeinsame Einatmen, sich hymnischen Melodien hingeben – das lasse kaum jemanden kalt. In der Regel seien die Orchestermitglieder nach einer solchen Erfahrung dann auch bereit, mehr für das Instrument, die Musik zu tun und schaffen sich den nötigen Raum in der Freizeit.
Weil er gut mit Menschen umgehen kann und ihm das Unterrichten Freude bereitet, war für Ostendarp schon früh klar, dass dies sein Weg sein würde. Gefragt, was ihm rückblickend als besonders prägendes Ereignis in Erinnerung bleiben wird, sagt er, ohne zu zögern: «Ein einzelnes Erlebnis war das nicht. Vielmehr die vielen Gemeinschaftserlebnisse. Besonders dann, wenn uns Solisten anspornten und uns so weitere Dimensionen der Musik eröffneten.» Natürlich habe es auch immer wieder Schwierigkeiten gegeben. «Wenn man etwas plant und dann merkt, dass es mit der Konstellation einfach nicht zum Klappen kommt und in letzter Minute Zuzüger hinzugezogen werden mussten», sagt er. Eine grosse Herausforderung waren auch die grossen Niveauunterschiede innerhalb des Streicherregisters: «In der Regel studierten wir ein bis zwei Konzertprogramme pro Jahr ein und die Mitspieler bleiben im Durchschnitt vier Jahre dabei. Jedes Jahr kommen neue Mitspieler hinzu und ältere, erfahrene Spieler verlassen das Orchester. Das liegt in der Natur eines Jugendorchesters.»
Nach einem vollen Arbeitsleben mit vielen musikalischen Höhepunkten freut sich der 65-Jährige nun auf seinen dritten Lebensabschnitt. «Neben der Musik bin ich auch an Kunst und Architektur interessiert.» Gerne bereist er fremde Städte für eine längere Zeit. «Wenn man drei Monate in einer Stadt ist, dort Konzerte und Museen besucht, die Stimmung aufnimmt, ist das ein ganz anderes Erleben, als wenn man nur kurz übers Wochenende hingeht.» Zudem könne er sich vorstellen, ein Ensemble mit ehemaligen Schülern und Orchestermitglieder zu gründen. «Aber erst nächstes Jahr», sagt er lachend. «Jetzt brauch ich erst mal ein bisschen Luft.» Michel Bossart
Das «Finale»Das Programm «Finale» mit Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und der 1. Symphonie von Johannes Brahms spielt das Jugendorchester Il Mosaico am 17. März (17 Uhr) in der evangelischen Kirche Wattwil und am 5. Mai (19 Uhr) in der katholischen Kirche Jona. Weitere Konzertdaten in St.Gallen und Kirchberg.
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