Remo Forrer
nicht nur in der Musik, sondern auch auf den Strassen rasant unterwegs.
Edy Kobelt aus Wattwil ist mit seinen 74 Jahren nicht nur der älteste, sondern mit 40 bisherigen Starts auch Rekordteilnehmer auf dem Hemberg, seinem «Heimrennen», wie er sagt.
Togenbug Seine Augen leuchten, wenn er erzählt. Und es schwingt ein wenig Stolz mit, aber nur ein wenig, denn Edy Kobelt ist bescheiden und zurückhaltend, steht nicht gerne im Fokus. Dabei kann er nicht nur stolz sein auf das, was er im Leben und vor allem im Motorsport erreicht hat, mehr noch: Edy Kobelt ist Toggenburger Rennpionier und ein Idol für viele, dieihm nacheiferten. Er fuhr Formel 3, Tourenwagen und war Toyota-Werksfahrer. In 51 Jahren hat er über 700 Rennen mit 72 verschiedenen Autos bestritten. Kobelt ist 4-facher Schweizermeister, hat alle Marken-Cup-Meisterschaften gewonnen. Und er kann es nicht lassen, noch nicht, wie er lächelnd sagt: In diesem Jahr steigt er das erste Mal in seinen Rennwagen, bei seiner40. Teilnahme am Bergrennen Hemberg: «Mein Heimrennen», nennt es der Lokalmatador. Es gebe attraktivere Strecken, meint er, aber der Hemberg sei für den in Ebnat-Kappel aufgewachsenen Kobelt die schönste. Und Pflicht in dessen Rennkalender, seit 1975 geht er im Toggenburg an den Start. Seit der Wiederaufnahme des Bergrennens hat er, bis auf einmal, immer auf dem Hemberg gewonnen. Schon auf der alten Strecke gehörte er immer zu den Besten. Im vergangenen Jahr musste er sich mit Platz zwei zufriedengeben, hatte Probleme mit der Gangschaltung. Das soll in diesem Jahr nicht wieder passieren. Und dafür hat er gekämpft, für einmal nicht auf der Rennstrecke, sondern mit sich. Letzten Sommer hat er, der 2010 an Krebs erkrankte, einen Unfall, musste ins Spital. Es ging ihm lange nicht gut. Das erste Mal stieg er im Frühjahr wieder in einen Rennwagen, zum Test. Und: Es funktionierte, erzählt er stolz. Den 40. Start auf dem Hemberg kann er in Angriff nehmen.
Edy Kobelts Berufswunsch stand früh fest: Automechaniker wollte er werden. In einer Opel-Garage in Rapperswil machte er seine Lehre, blieb dort nach der Ausbildung und meisterte sich zum Werkstattchef. Später wechselte er als Werkstattleiter zurück ins Toggenburg, nach Ebnat-Kappel. 1988 erfüllte er sich den Traum von der eigenen Garage in Wattwil an der Rickenstrasse. Dort gründete er zusammen mit zwei Kollegen einen Betrieb. Als der Besitzer der Liegenschaft diese verkaufen wollte, entschloss sich Kobelt im Jahr 2002 zu einem Neubau im Flooz. Bis 2012 führte er gemeinsam mit Ehefrau Patricia die VW-Audi-Garage. Während Edy das Geschäft und den Verkauf leitete, erledigte Patricia die Büroarbeiten und unterstützte ihren Mann im Verkauf.So wie sein Berufsleben geprägt war von motorisierten Vierrädern, war es auch seine Freizeit. Denn seit seiner Ausbildung hegte er den Wunsch, Rennfahrer zu werden. Als er genügend Geld, stolze 6000 Franken, zusammenhatte, kaufte er sich im Jahr 1974 einen roten Opel Ascona.
Mit dem Strassenauto ging es dann zu einem Tourenwagen-Rennen nach Hockenheim. Als erster Motorsportler aus dem Toggenburg wusste er nicht wirklich, was ihn dort erwartete. «Vier Räder und eine Werkzeugkiste im Kofferraum, so haben ein Kollege und ich uns auf den Weg gemacht», erzählt Kobelt. Ab Basel stieg die Aufregung, noch auf der Autobahn legte er den Rennanzug an. Er erinnert sich auch daran, dass die Alfa-Romeo-Fahrer ihn, den einzigen Opel-Piloten, belächelten. Ein Rennen später haben sie nicht mehr gelacht: Edy Kobelt verdiente sich mit guten Leistungen den Respekt seiner Konkurrenten. Einige Jahre fuhr er erfolgreich Tourenwagen, dann kam ein Sponsor und der wollte, dass er Formel 3 fährt.
Edy Kobelt kam 1979 zum Sauber-Team und wurde noch im selben Jahr Vize-Schweizermeister der Formel 3. Ein Jahr später wechselte Sauber in die BMW M1-Pro-Car-Liga. Kobelt wollte das nicht und suchte sich ein anderes Team, fuhr zwei weitere Jahre Formel 3. Im dritten Jahr hatte er viel Pech mit der Technik, der Sponsor stieg aus und Kobelt kehrte zurück in einen Tourenwagen. In den folgenden Jahren fuhr er verschiedene Fahrzeuge, was für eins, war ihm immer egal. Kobelt wollte nur Rennen fahren und das mit Erfolg. Er holte vier Schweizermeistertitel. Ein Motorsportkollege sagte mal über ihn: «Edy kommt auf Anhieb mit jedem Auto zurecht.»
Von 1995 bis 1997 war er Werkfahrer für die japanische Marke Toyota. Das ist schon etwas Besonderes, so Kobelt, in der Schweiz gibt es davon immer nur einen oder höchstens zwei. Als VW-Vertreter ging er unter dem Pseudonym Nikko an den Start. Um sein Autogeschäft in Wattwil erfolgreich weiterzuführen, stieg er aus und war in den kommenden Jahren nur als Zuschauer an den Rennbahnen anzutreffen. So auch 2004 beim Renault-Pokal. Diesen Pokal, bei dem alle mit genau demselben Fahrzeug fahren, hatte er bereits zehn Jahre zuvor gewonnen und er wollte es noch einmal. 2005 trat er beim Renault-Clio-Cup an. Der Wettbewerb wird in ganz Europa ausgetragen und der Wattwiler Motorsdportler wurde als ältester Teilnehmer am Ende Vizemeister.
Ende 2010 wurde bei Edy Kobelt Krebs diagnostiziert. Und während der kräftezehrenden Behandlungen dachte er sich immer wieder: Wenn ich das überstehe, dann fahre ich noch einmal Rennen. Nur wenige Monate später, noch geschwächt von den Therapien, hat er ein paar Slaloms mitgemacht – und bis auf einen alle gewonnen. Kobelt hat sich und die Krankheit besiegt. Um sich auf seine Gesundung zu konzentrieren, verkaufte er sein Autohaus zwei Jahre später. Rückblickend, sagt er, sei das ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen. Auch weil er jetzt mehr Zeit für seine Frau Patricia hatte. Seit 1995 an seiner Seite, hat sie alles mitgetragen, das Geschäft und den Rennsport. Hat ihm immer den Rücken freigehalten, ihn begleitet, an ihn geglaubt. «Patricia ist meine Frau, meine Mechanikerin, meine Mentaltrainerin, meine Organisatorin und Supporterin.»
Edy Kobelt einer der erfolgreichsten, nein, Edy Kobelt ist aktuell der erfolgreichste Rennfahrer der Schweiz. Er hat viel erreicht, nichts, nicht einmal eine heimtückische Krankheit, konnte ihn davon abhalten, immer sein Bestes zu geben. Er hat hin und wieder damit gehadert, es nicht in die Königsklasse, in die Formel 1, geschafft zu haben, doch dafür war er geschäftlich erfolgreich und noch dazu als Amateur-Rennfahrer. 1975 startete er das erste Mal auf dem Hemberg, 50 Jahre später geht er wieder an den Start. Sein Ziel klar: Bester sein. Er hofft zumindest, dass er schneller ist als im letzten Jahr. Es ist sein Heimrennen und das einzige in diesem Jahr, das er bestreiten wird. War es das mit dem Motorsport? Der 74-Jährige lächelt, denkt kurz nach: «Mein Herz hängt an Autorennen, aber mein Verstand weiss, dass der Aufwand für mich einfach zu gross wird.» In seiner Laufbahn habe er viel Glück und wenig Unfälle gehabt. Kobelts Devise war und ist: «Wenn ich 99 Prozent fahre, dann ist das erfolgreich.» Hockenheim, da wo alles einmal begann, das wäre noch was. Doch jetzt denkt er erst einmal an das kommende Wochenende. Alles danach kann, muss aber nicht sein – allein das Bergrennen Hemberg 2025 ist gesetzt.⋌hem
Edy, ein ganz großer Sports-und Geschäftsmann zeigt uns was alles mit Wille und Durchhaltevermögen auch in nicht immer einfachen Situationen alles möglich ist. Mein größter Respekt und Hochachtung und weiterhin nur das Allerbeste für dich und Patricia!
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