Denise B. Frei Lehman
erklärt das Jahr 2025 aus Sicht der Numerologie für uns bereithält und was sich hinter der…
Annemarie Isemann vor dem Haus in Ebnat-Kappel, das 31 Jahre lang ihr Zuhause war.
Annemarie Isemann wohnte und arbeitete von 1969 bis 1990 in Ebnat-Kappel. Sie hat ihre Autobiografie «Auf der Suche nach Liebe» niedergeschrieben und dafür einen Preis gewonnen. An ihre Zeit im Toggenburg denkt die heute 77-Jährige gerne zurück.
Ebnat-Kappel Damit hätte Annemarie Isemann niemals gerechnet: Sie schreibt auf www.meet-my-life.com ihr Leben nieder und holt bei der siebten Vergabe der Autobiografie-Awards gleich einen zweiten Preis. Wie es dazu gekommen ist, schildert sie so: «Mit dem Alter kamen mir immer wieder Sachen aus der Kindheit «opsi». Früher wäre man ja zum Psychologen gegangen, doch das gab’s zu meiner Zeit gar nicht.» Von verschiedenen Seiten sei ihr geraten worden, ihre Erlebnisse in einem Buch aufzuschreiben. Details aus ihrem Leben, die interessieren doch niemanden, war sie überzeugt. Sie riss aber trotzdem das Inserat von «Meet my Life» aus einer Zeitung, legte es auf ihr Pult und beliess es vorerst dabei. «Und dann habe ich doch mal mit Schreiben angefangen. Dann alles wieder weggelegt, weiter gemacht, aufgehört…» sie lacht: «Als ich im letzten Dezember schon so viel geschrieben hatte, hab ich’s dann halt auch eingereicht.» Anfangs Januar erhielt sie dann eine Mail mit den Glückwünschen zu einem der drei zweiten Plätze. «Ich war höchsterstaunt!», sagt sie. Denn des Gewinnens wegen habe die 77-Jährige überhaupt nicht mitgemacht.
Etwas Gutes habe der Erfolg: «Wenn ich früher aus meinem Leben, von meiner Kindheit erzählen wollte, hat mir niemand zugehört.» Das hat sich nun geändert: Alle drei Kinder hätten Mutters Autobiografie nun gelesen und verstünden nun, warum dieses und jenes so und nicht anders war in ihrer Kindheit. «Meiner kürzlich geborenen Urenkelin wurde die Niederschrift sogar in ihre Zeitkapsel, die sie in 20 Jahren erhalten wird, gelegt», sagt Isemann stolz.
Selbst habe sie praktisch keine Biografien gelesen. «Nur Krimis», lacht sie. Sie findet, dass in Biografien vieles beschönigt und zusammengelogen sei. Oft habe sie gehört, dass, wenn man bei der Wahrheit bleibe, die Geschichte langweilig sei. «Bei mir ist das nicht der Fall», sagt sie bestimmt. Einzig: «Es gibt gewisse Auslassungen. Das ist aber nicht beabsichtigt, sondern weil sie mir erst jetzt wieder in den Sinn kommen.»
Geboren wurde Annemarie Isemann in Nidau bei Biel. Sie wuchs bei einer Pflegefamilie im aargauischen Rombach auf und kam 1968 nach Ebnat-Kappel. «Wir haben einen Coiffeursalon für meinen Mann gesucht und sind in Ebnat-Kappel fündig geworden.» Der Salon gleich neben dem Bahnhof war ideal für das junge Brautpaar. «Das Geschäft war integriert in der Wohnung. So war ich für die Kinder immer zu Hause und konnte meinem Mann doch bei der Arbeit unterstützen.» Alles sei sehr familiär gewesen. «Alle haben alles von allen gewusst», schmunzelt sie. Das sei auf dem Land halt anders als in einer Stadt, wo auch Fremde den Salon besuchen. «Die Kinder mussten oft ruhig sein», erinnert sie sich, «und durften nicht so rumtoben.» Den Salon betrieben die Isemanns bis 1990 und sind dann ins Rheintal weitergezogen. Es gab Schwierigkeiten mit dem Mietvertrag, nachdem der Besitzer gestorben war und dessen Erben das Haus als Wochenendhaus benutzen wollten. «Wir waren etwas vergrämt», sagt Isemann. Schliesslich haben sie sich im Toggenburg eine Existenz aufgebaut und einen festen Kundenstamm gehabt. Die Kündigung war auch eine Chance: Die Kinder waren aus der Schule und das Paar fand in Rüthi eine ideale neue Liegenschaft. Zehn Jahre über das Pensionsalter hinaus hat ihr Mann den Salon dann betrieben und sich erst 2011 zur Ruhe gesetzt.
Das Toggenburg ist Isemann in guter Erinnerung geblieben. «Wir hatten es streng, aber auch lustig hier.» An der Fasnacht zum Beispiel. Auch die Churfirsten hat sie liebgewonnen und oft gezeichnet. Das Schlorzifladenrezept nahm sie mit ins Rheintal und bäckt die Spezialität auch heute noch für Freunde: «Er ist halt einfach fein, obwohl er viel Arbeit macht», sagt sie. Als sie noch besser auf den Beinen war, freute sie sich, dass sie im Rheintal einfacher Velofahren konnte. «Im Toggenburg geht’s immer aufwärts», stöhnt sie, habe sie damals doch nur einen Drei-Gänger gehabt.
Das eingereichte und ausgezeichnete Manuskript könnte man eigentlich noch weiterschreiben und ergänzen, meint Isemann. Veröffentlichen wolle sie es aber nicht, es sei denn, es käme jemand, der es verlegen wolle. Und was hat die Niederschrift mit ihr persönlich gemacht? Sie sagt: «Ich habe das Gefühl, es hat gewirkt. Es ist eine Erleichterung und ich bin letztendlich froh, dass ich es gemacht habe.» Sich öffentlich so zu öffnen, kann einem ja auch etwas peinlich sein. Sie lacht: Hätte ich gewusst, wer das alles lesen wird, wüsste ich nicht, ob ich den Mut gehabt hätte. Andererseits: Andere machen das ja auch. Warum als nicht auch ich?» Michel Bossart
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