Hans Jörg Fehle
erzählt, weshalb der Tod aus der Gesellschaft verdrängt wird.
Die Haarnadelkurve am Bergrennen hat es in sich, das wissen nicht nur die Fahrer. Auch im Zuschauerbereich geht die Post ab. Besonders dann, wenn der Rütelirank-Fanclub wiederum seine Zelte aufschlägt und die Piloten lautstark angefeuert werden.
Schönengrund Wer das Bergrennen Hemberg schon mal besucht hat, kennt diese eine scharfe Kurve wohl nicht nur vom Hörensagen. Der Rütelirank, etwa auf halber Strecke gelegen, bietet nicht nur fahrerisches Spektakel. Er gilt auch als beliebtester Platz für die Motorsportfans. Die berühmte Haarnadelkurve beim Abzweiger zur Mistelegg hat sogar einen eigenen Fanclub. Für Darryl Suhner, der den kleinen Club führt, zählt das Bergrennwochenende am Hemberg zu den wichtigsten Terminen im Jahr.
Die Reifen quietschen, der Motor heult auf und dann ein lauter Knall – Fehlzündung. Die zahlreichen Zuschauer machen sich lautstark und freudig bemerkbar und sehen zu, wie der rasende Bolide die steile Strasse hinaufschiesst. Die Stimmung im Hang des Rüteliranks ist wieder einmal fantastisch. Hunderte Motorsportfans lassen es sich gutgehen und fiebern mit den Rennfahrern mit. Natürlich ist auch der Fanclub Rütelirank vor Ort und hinter ihrem grossen Pavillon ist für Speis und Trank gesorgt. «Das Rennsportfeeling hier im Rütelirank ist Jahr für Jahr einzigartig und immer einen Besuch wert», sagt Darryl Suhner. Doch woher kommt die Begeisterung für das Rennen und die Idee einen Fanclub für eine Haarnadelkurve aus der Taufe zu heben?
Gross ist die Freude bei den Rennsportfans als im Sommer 2012 die Neuauflage des Bergrennens durchgeführt wurde. So auch bei Darryl Suhner, der in Schönengrund aufgewachsen ist und heute noch dort lebt. Die Faszination des Rennsports dürfte bei ihm familiär bedingt sein, wie er selbst sagt: «Mein Grossvater fuhr Bergrennen und ich war immer fasziniert von seinem Oldtimer-Töff. Leider habe ich ihn nie live auf der Rennstrecke erlebt.» Er erinnert sich gerne zurück, wie er mit zwei Schulkameraden mit dem Töffli ans Bergrennen gefahren ist. «Es war atemberaubend vor heimischer Kulisse die Rennwagen und Fahrer live zu erleben.» Drei Jahre später: Das Wetter sei traumhaft gewesen und er habe sich mit weiteren Kollegen zum Rütelirank begeben. Es seien «Schönegröndler», «Neckertaler» und eine Gruppe «Schwellbrönnler» zusammengekommen, so der Rennsportbegeisterte. «Ich kannte die Schwellbrönnler schon ein bisschen, da ich dort in die Zimmermannslehre ging. Zu meinem Erstaunen war auch ein Mitarbeiter meines Lehrbetriebs dabei. Wir hatten nie über das Bergrennen gesprochen, dennoch waren wir uns rasch einig gemeinsam am Rütelirank zu bleiben», erinnert sich Suhner. Als im Folgejahr, also 2016 schlechtes Wetter vorausgesagt wurde, hat die Rüteliranktruppe gehandelt und seither stellen sie Pavillons auf. «Es ist wie am Open Air. Wir haben sogar einen DJ dabei.»
Das Rütelirankteam hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Zum harten Kern gehören neun Kollegen die mit Darryl Suhner aus dem Fanclub einen Verein machen möchten. «Wir sind auf gutem Weg und die Vorstandsressorts stehen praktisch schon fest. Wir möchten auch in Zukunft am Rütelirank das Rennen und die Atmosphäre am Rennsportwochenende geniessen. Ebenso wollen wir künftig dem Veranstalter, der uns stets wohlgesonnen ist, mit Manneskraft unter die Arme greifen», sagt Suhner.
Dass sich der Rütelirank-Fanclub nicht von äusserlichen Widrigkeiten beeinflussen lässt, haben die Männer, es sind noch keine Frauen dabei, 2020/21 bewiesen. «Obwohl, aufgrund der Pandemie, keine Rennen ausgetragen wurden, waren wir dabei. Wir haben uns innerhalb der Haarnadelkurve häuslich eingerichtet und einfach ohne rasende Rennwagen gefeiert», erzählt Suhner. Anders als sonst, haben sie selbst mit Grilladen und Bier für das leibliche Wohl gesorgt. Bis zum Rennen sind es nur noch wenige Tage und die Vorfreude steigt. «Wir sind mit den Vorbereitungen auf Kurs und ja, so langsam «g'spür ich s'Chribele schoo», sagt Suhner und lacht. Er und seine Freunde werden am Freitagabend den Fanplatz einrichten und bei Kollegen oder Verwandten übernachten. «Am Samstag und Sonntag sind wir ganztags vor Ort. Ich freue mich auf die Wagen aus dem Rennfeld zwei und fünf. Diese sind einfach der Hammer. Es hat viele Klassiker dabei und die Fahrer geben alles», sagt er. Eines seiner Highlights sei auch immer «de Hannes Roth» mit der fahrenden Badewanne. «Er hat uns auf seinem Gefährt verewigt. Wir sind Fan von ihm und er ist Fan von uns», erzählt Suhner, der die Ungezwungenheit am Bergrennen Hemberg ebenso schätzt, wie die Besuche im Fahrerlager. «Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, das Bergrennen mit meinen Freunden zu feiern. Ohne sie wäre es nur halb so lustig», schwärmt der gebürtige Schönengründler abschliessend.
Von Andreas Lehmann
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