Remo Forrer
nicht nur in der Musik, sondern auch auf den Strassen rasant unterwegs.
Das Seminarzentrum «Wirkstatt Auboden» in Brunnadern wird zur Flüchtlingsunterkunft. Das steht fest und wird auch akzeptiert. Nich aber, dass in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft 150 Asylsuchende untergebracht werden sollen. Das sei unverhältnismässig finden dien Anwohner und wollen sich endlich Gehör verschaffen.
Brunnadern Seit bekannt wurde, dass im Auboden noch in diesem Jahr Flüchtlinge einziehen werden, kommen die direkt betroffenen Anwohner nicht mehr zur Ruhe. Mit ihren Nöten fühlen sie sich von den Verantwortlichen allein gelassen. Ihre Fragen bleiben unbeantwortet, Kompromissvorschläge werden abgelehnt, ebenso wie persönliche Gespräche, zumindest bis jetzt. Ein erstes mit dem Gemeinderat Neckertal soll Anfang Juli stattfinden. Viel zu spät, steht doch bereits seit Ende April fest, was der Trägerverein Integrationsprojekte St.Gallen (Tisg), als neuer Eigentümer der Liegenschaft, auf dem Gelände plant. Seitdem kreisen sich die Gedanken von Gisela Grob und ihrem Mann Daniel nur noch um das Flüchtlingsheim, das direkt gegenüber ihrem Haus im Dezember seinen Betrieb aufnimmt. «Ich mache mir einfach Sorgen um meine Familie und um das, was wir uns hier aufgebaut haben», so die Ehefrau und Mutter. Und immer wieder muss sie sich dabei auch die Frage stellen: Wer kümmert sich eigentlich um unser Wohl? Darauf hat sie bisher keine Antwort erhalten. Fühlt sich übergangen und hilflos. Was können wir schon machen? Eine berechtigte Frage. Wie SVP-Kantonsrat Bruno Schweizer anmerkt, kann man gegen den Entscheid wenig oder gar nichts machen. 40 Flüchtlinge in den bestehenden Gebäuden unterzubringen, wäre möglich und zumutbar. Dass man aber weitere 100 Personen in zusätzlichen Containern unterbringen will, sei unverhältnismässig, und dagegen wehre man sich. Schweizer stört sich auch daran, dass es kein Mitspracherecht gibt. Bei jedem anderen Projekt könne Veto eingelegt werden, bei einem Asylzentrum habe man keinerlei Handhabe.
Bis zum Jahr 2016 wurde der Auboden als Ausbildungsstätte für lernbehinderte Jugendliche genutzt. Danach entstand die «Wirkstatt Auboden», ein Seminar- und Veranstaltungsort. Doch das war nicht von Erfolg gekrönt, der Betrieb nicht rentabel. Alle Rettungsversuche scheiterten, am Ende gab es nur noch eine Lösung: den Verkauf der Liegenschaft. Der Tisg nutzte die Gelegenheit, den Auboden für sechs Millionen Franken zu erwerben und ihn ab Dezember als Asylzentrum zu führen. Die Unterkunft wird das Flüchtlingszentrum Marienburg in Thal ersetzen. Dort läuft der Mietvertrag Anfang 2026 aus. Über die Pläne wurden die Anwohner kurz vor der öffentlichen Bekanntgabe informiert, wie Daniel Grob anmerkt. Da war der Kauf aber bereits abgeschlossen. Gemeinsam mit seinem Bruder Stefan und dessen Partnerin Bettina Raschle, deren Haus direkt an der Bushaltestelle liegt, habe er schnell das weitere Vorgehen geplant. Eine Interessengemeinschaft wurde ins Leben gerufen. Innerhalb von zwei Tagen wurden 760 Unterschriften zusammengebracht, die alle einen offenen Brief unterzeichneten. Darin wurde gefordert, dass nicht mehr als 40 Flüchtlinge im Auboden untergebracht werden und dass die Tisg-Geschäftsstelle aus ihren gemieteten Büroräumen in St.Gallen in die Tisg-Liegenschaft Auboden umzieht. Das wäre ein Akt der Solidarität, meint SVP-Kantonsrat Christian Vogel. Schliesslich gebe es in St.Gallen hat kein einziges Asylzentrum, im Toggenburg sind es mit dem Auboden dann aber bereits drei von insgesamt fünf Tisg-geführten Heimen im Kanton. Die Forderungen wurden als Anträge an der Hauptversammlung des Tisg im Mai vorgebracht – und mehrheitlich abgelehnt. Den Anwohnern wurde zudem verwehrt, an der HV vorzusprechen.
Bruno Schweizer hält fest, dass die Forderung nach 40 Flüchtlingen Gehör finden muss bei den Verantwortlichen. Die Errichtung eines 20 mal 40 Meter grossen Containers, in dem dann nochmals 100 Personen untergebracht werden, darf nicht zustande kommen. Man habe einen Anwalt eingeschaltet und werde weiterhin mithilfe der Öffentlichkeit Druck ausüben, damit es zu einer für alle verträglichen Lösung kommt. Es könne nicht sein, dass die Bürger keinerlei Mitspracherecht haben, daran müsse sich dringend etwas ändern, so Schweizer. ⋌hem
150 Asylsuchende sind zu viel. Diese Ansicht teile ich mit den Menschen die den offenen Brief unterzeichnet haben. Ich arbeite seit 20 Jahren mit/für Menschen mit Migrationsbiografie. Respekt, Wertschätzung, Offenheit - gegenseitig - helfen dabei. Brunnadern wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Wie werden Befürchtungen aufgefangen und das Zusammenleben gestärkt, bevor die Fronten verhärten?
Yvonne Ledergerber antwortenLade Fotos..