René Bürgin
gibt regelmässig Tipps und Ratschläge rund ums Hören & Verstehen.
Mirco Gerig ist seit zehn Jahren im St.Galler Kantonsrat zVg
Mirco Gerig ist kaufmännischer Leiter bei der Oberhänsli Bau AG und politisiert seit zehn Jahren im Kantonsrat. Im Interview blickt er nicht nur auf Vergangenes zurück.
ToggenburgMirco Gerig, wie sind Sie zur Politik gekommen?
Das politische Geschehen hat mich schon zu meiner Lehrzeit in Wildhaus fasziniert. Ich wurde Mitglied der Jungen SVP St.Gallen. Damals war Jeffrey Bleiker, ein Jungpolitiker und Bekannter dabei. Später wurde ich Regionalleiter und Vize-Präsident der Jungen SVP. Zugleich erfolgten Mitgliedschaft und Funktionen bei der SVP-Mutterpartei.
Sie wurden im Jahr 2014 mit 27 Jahren Kantonsrat. Waren Sie damals das jüngste Ratsmitglied?
Nein, mit Mike Egger sass schon ein Jüngerer im Kantonsrat. Wenn man heute auf die Altersstruktur im Kantonsrat schaut, sind sie noch jünger. Bestes Beispiel ist Lukas Huber, mit Jahrgang 1999.
Wie sieht Ihre Bilanz nach zehn Jahren im Kantonsrat aus?
Ich habe eine spannende Zeit erlebt und ja, man gewinnt nicht immer. Da war zum Beispiel damals die Einführung des steuerlichen Pendlerabzugs. Dieser ist nun wieder aktuell und das Volk kann Ende November über die Erhöhung abstimmen. Auch das Spital Wattwil hat sich nicht so entwickelt, wie wir uns das gewünscht hätten. Ich war und bin in verschiedenen Kommissionen tätig. Momentan ist es, unter anderem, jene der Rechtspflege, sprich die Aufsicht über die Justizbehörden des Kantons St.Gallen. Man kommt an viele Informationen und gewinnt Einblicke in Institutionen wie beispielsweise Gefängnisse. Das ist schon speziell und faszinierend.
Sie waren von 2014 bis 2020 in der Rechtspflegekommission. Warum erfolgte ein Unterbruch?
Die Kommissionen unterliegen einer Amtszeitbeschränkung von maximal sechs Jahren. Dies soll auch neuen und jungen Politikern die Möglichkeit geben, in einer Kommission mitzuwirken. Die SVP hat mich 2023 aus Vakanzgründen wieder in diese Kommission portiert.
In welchen anderen Kommissionen wären Sie gerne dabei?
Meine Kompetenzen sehe ich in den Bereichen Sicherheit, Finanzen und Steuern. Somit wäre die Finanzkommission naheliegend. Leider hat es sich bis jetzt noch nicht ergeben. Was noch nicht ist, kann noch werden.
In Ihrem politischen Profil steht: «Mehr den Bürgern, weniger dem Staat». Wo stehen wir heute?
Wir haben auf kantonaler Stufe den Steuerfuss mehrmals senken können. Wenn wir aber das Budget anschauen, steigen die Ausgaben laufend. Es wurden auch Instrumente eingeführt, die dem Steuerzahler Geld wegnehmen, wie etwa der bereits erwähnte Pendlerabzug. Hinzu kommt die Anpassung der Mehrwertsteuer. Letztlich lebt der Staat vom Steuerzahler und nicht umgekehrt.
Laut Ihrem Smartvote-Profil 2024 sind Sie für eine restriktive Finanz- und Migrationspolitik sowie für eine liberale Wirtschaftspolitik. Wo besteht unmittelbar Handlungsbedarf?
Aufgrund der aktuellen Zahlen ist es sicher die Asyl- und Migrationspolitik. Wir müssen die Schraube anziehen, um auch der Verfassung gerecht zu werden. Eines der grösseren Probleme ist aus meiner Sicht die Ausschaffung von kriminellen Ausländern.
Sind Sie konsensfähig?
Ich denke schon. Letztlich müssen wir auch in den Kommissionen gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Manchmal gelingt das besser, manchmal aus unserer Sicht nicht. Trotz allem vertrete ich unsere politischen Standpunkte und stehe dafür ein.
Welche politischen Geschäfte füllen momentan Ihre Agenda?
Sicher die Arbeit in der Rechtspflegekommission. Letzten Monat haben wir die Visitation einer Institution der kantonalen Justiz vorgenommen. Anschliessend müssen die verfassten Berichte gegengelesen werden. Ansonsten sind es die gegenwärtigen Kantonsratsgeschäfte und Aktualitäten, wie beispielsweise die Letzistrasse und weitere Toggenburger-Themen.
Wo möchten Sie in der Legislatur 2024/28 Schwerpunkte setzen?
Die Zusammenarbeit mit dem Toggenburger-SVP-Team stärken. Themen wie Thursanierung oder die Rickenstrasse werden uns sicher weiter beschäftigen und auch in Sachen Finanzen und Steuern wird uns die Arbeit nicht ausgehen.
Man sagt: «Politische Mühlen mahlen langsam». Wie empfindet man diese Aussage als Politiker?
Das ist tatsächlich so. Manchmal wäre mir ein kürzerer Weg zum Ziel auch lieber. Man kann aber auch selbst als Initiator etwas bewegen. Das Starkenbach-Manifest wurde aufgegleist und politisch umgesetzt. Für die Region und die Wirtschaft konnte mit der Wiederinbetriebnahme eine rasche Lösung erzielt werden.
Sie sind in verschiedenen Ämtern und Kommissionen tätig. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Manchmal muss man schon etwas mit dem Zeitmanagement jonglieren. Wenn man engagiert sein will, gehört das eben dazu. Am Ende des Tages muss die Arbeit erledigt sein. Engagement zugunsten der Gesellschaft, aber auch für die Nachfolgegeneration, ist wichtig.
Was macht Mirco Gerig ausserhalb von Job und Politik?
Ich geniesse vor allem die Zeit mit meiner Familie. Sie gibt mir Sicherheit, Ruhe und Kraft.
Interview: Andreas Lehmann
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