S.Hartmann
sieht wegen den zahlreichen Unfällen im Toggenburg Handlungsbedarf.
Luka, Schäferhund Kenzie und Eva Marte (von links), sind ein gut eingespieltes Team.
Einmal wöchentlich verbringt das Tandem Luka und Eva Marte, zusammen mit dem weissen Schäferhund Kenzie, ein paar gemeinsame Stunden.
Die zehnjährige Luka ist eine grosse Tierliebhaberin, dank Zeitgut Toggenburg kann sie diese Leidenschaft ausleben und lernt dabei erst noch den korrekten Umgang mit einem Hund. Dass dies möglich ist, verdankt die Schülerin Eva Marte, die sich, in Absprache mit ihrer Familie bereiterklärt hat, einen Teil ihrer Zeit zu verschenken. Begonnen hat die Tandemzeit im Oktober 2022, damals noch sehr zaghaft, denn Luka musste sich zuerst an Kenzie gewöhnen und die Eigenheiten und Bedürfnisse des weissen Schäferhundes kennenlernen. «Ich habe gelernt, Kenzie zu verstehen und weiss inzwischen, was er mir durch sein Verhalten sagen will,» freut sich Luka.
Dass sich die Schülerin und die Familienfrau und Lehrerin gut verstehen, wird bei einem Besuch in Wattwil deutlich. Im Mittelpunkt steht Kenzie, er spielt mit Luka, lässt sich von ihr zu kleinen Tricks verführen und holt sich als Belohnung immer wieder ein Leckerli. Das Ganze spielt sich sanft, mit liebevollen Bewegungen und viel Vertrauen ab. «Heute legt sich Luka auf den Boden und Kenzie kann mit zwei Pfoten auf ihr stehen oder über sie hinweggehen. Das wäre am Anfang nicht möglich gewesen,» lobt Eva Marte die Fortschritte ihres Tandem-Kindes.
Der Freitagnachmittag ist «Luka-Eva-Kenzie-Tag», wobei das Programm jeweils den Schulstunden angepasst wird. Wenn Luka am Nachmittag frei hat, wird ein spezielles Trainingsprogramm «ennet dem Ricken» absolviert. «Dabei geht es ums Mantrailing, was so viel heisst wie Personensuche, ist zu erfahren. «Konkret bedeutet dies, dem Hund wird der Geruch einer zuvor versteckten Person gegeben und seine Aufgabe ist es dann, diesen Menschen zu finden,» erklärt Eva Marte. Luka stelle sich gerne als «Versteckperson» zur Verfügung, dies aber für einen anderen Hund, nicht für Kenzie. Wenn die Schule am Nachmittag bis 16 Uhr dauert, darf Luka anschliessend zu Eva Marte. «Je nach Wetter sind wir draussen, machen einen Spaziergang oder spielen im Haus mit Kenzie, solange es ihm Freude macht,» ist zu erfahren. Auch basteln, Puzzle machen oder sonst ein Spiel, stehe ab und zu auf dem Programm.
Eva Marte freut sich, dass ihr Tandem-Kind innerhalb eines guten Jahres so grosse Fortschritte im Umgang mit dem Schäferhund gemacht hat. Sie darf Kenzie heute selbst führen, allerdings immer unter meiner Aufsicht,» so die Hundebesitzerin. Weil Kenzie ein sensibler und ängstlicher Hund sei, gelte es, schwierige Situationen und Begegnungen vorauszusehen. «Dies ist meine Aufgabe und ich begleite Luka und unseren Familienhund immer mit grosser Aufmerksamkeit,» ist von Eva Marte zu erfahren.
Die Genossenschaft Zeitgut funktioniert so, dass Menschen, die heute Zeit verschenken, sich diese für später gutschreiben lassen können. «Es ist ein gutes Gefühl, jetzt jemandem Zeit und Zuwendung zu schenken, und sollte ich später einmal Unterstützung benötigen, kann ich auf meine Zeitgutschrift zurückgreifen,» bringt Eva Marte ihr Engagement auf den Punkt. Dass sie die übernommene Aufgabe gerne macht, ist an den Blickkontakten mit ihrem Tandem-Kind, am Umgang der beiden aber auch beim Einbezug von Kenzie zu sehen.
Sollte Mutter Marte einmal kurz verhindert sein, steht die Familie, das sind der Ehemann und die zwei Söhne, hinter ihrem Engagement. «Es kann mal vorkommen, dass ich noch nicht zu Hause bin, wenn Luka eintrifft, aber dank der Absprache innerhalb der Familie ist immer jemand da,» ist zu erfahren.
Die Genossenschaft Zeitgut basiert auf einem gegenseitigen Generationenvertrag, der auf Solidarität, Gemeinsinn und Verantwortung zwischen Menschen baut und diese fördert. Stand Ende 2023 waren 336 Tandems, das ist ein Gespann von jeweils einem Gebenden und einer Nehmenden, im Einsatz. Ob zusammen Zeit verbringen, spielen, Ausflüge machen, zuhören, einkaufen, kochen oder Unterstützung bei Fragen rund um den Computer, das Engagement ist vielfältig, beschränkt sich aber auf Freiwilligenarbeit. Krankenpflege oder eine Konkurrenz zu bezahlten Dienstleistungen werden nicht angeboten. Jährlich werden mittlerweile gegen 10‘000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Zeitgut ermöglicht es vielen Menschen, dank ihrer Unterstützung, länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben und erspart so der Öffentlichkeit namhafte Ausgaben. Aktuell hat die Genossenschaft 448 Einzel- und 33 Kollektivmitglieder. Kollektivmitglieder sind Gemeinden, Alters- und Pflegeheime, Vereine, Genossenschaften sowie diverse Soziale Institutionen. Adi Lippuner
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