Xaver Thoma
gibt nach 28 Jahren die Leitung der Jugendmusik in Gommiswald ab.
Daniela Colombo am Custorhaus, wo das Stück aufgegführt wird.
Daniela Colombo hat das Freilichttheater zum Eschenbacher Jubiläum geschrieben – «Custor 2025 – Zeitenwenden» ist ein Stück mit vier Erzählsträngen, das vom Landrichter Custor, vom Dorf und von grossen Fragen der Gegenwart erzählt.
Daniela Colombo lacht herzlich, wenn sie sich an die Nachricht auf dem Anrufbeantworter erinnert: «Ich musste die Message bestimmt dreimal abhören, bevor ich sie geglaubt habe!» Hinterlassen hatte sie der ehemalige Gemeindepräsident von Eschenbach. «Sepp Blöchlinger fragte mich, ob ich das Festspieltheater für das 1250-jährige Jubiläum von Eschenbach schreiben wolle.» Die 61-jährige Germanistin und Gymi-Deutschlehrerin aus Rapperswil wusste rasch: Nein-Sagen war keine Option, «auch wenn mir der Entscheid unzählige schlaflose Nächte beschert hat!», sagt die Autorin des Theaters «Schloss 19», das sie vor gut sieben Jahren vor dem Rapperswiler Schlossumbau geschrieben hatte. «Vorgaben gab es praktisch keine», holt sie aus, «ich war frei. Das Stück sollte einfach etwas mit dem Herrn Custor zu tun haben und ein Laientheater sein.» Mit Herr Custor ist der Landrichter Johann Ulrich Custor gemeint, der von 1737 bis 1811 gelebt hatte und 1771 das Custor-Haus im Dorfzentrum von Eschenbach bauen liess. «Es ist wohl bis heute das schönste Haus in ganz Eschenbach geblieben», witzelt Colombo, die sich in der Folge für das Stück intensiv mit der Person und der damaligen Zeit auseinandergesetzt hat. «Ich habe in der Zentralbibliothek alles ausgeliehen, was mit der Zeit rund um die Helvetik in unserer Region zu tun hatte. Erstaunlicherweise wusste ich vorher fast nichts darüber.» In diese bewegte Zeit fällt nämlich zum Beispiel die Gründung des Kantons Linth und später diejenige des Kantons St.Gallen. Doch: «Über den guten Herrn Custor fand ich zu meinem Bedauern fast gar nichts und kaum etwas Persönliches.» Herausgefunden hatte sie, dass Custor ein verantwortungsvoller und gottesfürchtiger Mensch war, der dreimal verheiratet gewesen war. «Aber nicht etwa, weil er ein Frauenheld war, sondern weil ihm seine Ehefrauen wegstarben. So ein seriöser Mann: Wie will man daraus eine schillernde Theaterfigur machen!», fragte Colombo sich wiederholt. So griff die Autorin zum Griff in die Trickkiste: «Ich musste die Figur in die Konflikte seiner Zeit schmeissen. Denn die Geschichte war eindeutig spannender als die Theaterfigur Custor.» Und trotzdem wollte Colombo aus dieser Ausgangslage keinen Historienschinken machen, der nur in der Vergangenheit spielt. «Es gibt vier Erzählstränge: Einer spielt in der Zeit um 1800, der andere in der Gegenwart, ein weiterer fragt sich, welche Zukunft Eschenbach haben könnte, und der vierte Strang ist ein Aussenblick.» Diesen realisierte sie mithilfe des einzigen Profischauspielers im Stück: In der Gegenwart spielt dieser einen Journalisten, in der Vergangenheit einen Landschaftsmaler und hält so der Gesellschaft voller Humor einen Spiegel vor.
Gespielt wird auf einer doppelstöckigen Bühne rund um das Custorhaus. Die Proben habe sie bewusst nicht begleitet, meint Colombo. Sie habe das Stück geschrieben und vertrauensvoll in die Hände der Regisseurin Jacqueline Brack gelegt. «Sie weiss genau, was sie tut, und darf mit dem Stück machen, was sie für richtig hält», sagt die Autorin. Gleiches gilt für die Schauspieler: «Sie sollen sich auf keinen Fall sklavisch an meine Textvorgabe halten, sondern so sprechen, damit es natürlich klingt und authentisch rüberkommt.» Es sei ein tolles Gefühl, wenn sie an einer Probe die Schauspieler Sätze sagen höre, die sie selbst geschrieben habe. «Das ist doch irre», sagt sie herzlich lachend. Anderthalb Jahre habe das Stück sie insgesamt begleitet, erzählt Colombo. «Von der Recherchearbeit bis zum letzten Satz war es eine intensive, aber schöne Zeit», sagt sie und fügt an: «Nein, bereut habe ich es nie, den Auftrag angenommen zu haben. Aber Zweifel, ob mir das gelingen wird, davon hatte ich eine ganze Menge!» Gerettet habe sie jeweils der Austausch mit der Regisseurin: «Wenn ich zum Beispiel nicht wusste, wie oder ob eine Szene realisierbar ist, konnte ich immer auf den breiten Erfahrungsschatz von Jacqueline zurückgreifen.»
Premiere von «Custor 2025 – Zeitenwenden» ist am 6. Juni. Gespielt wird das Stück insgesamt neun Mal; die Dernière findet am 27. Juni statt.
Michel Bossart
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