Die Zwillinge
die preisgekönten Comedians kommen nach Eschenbach und berichten, was sie mit dem Dorf…
Raubkatzen, Elefanten, Pferde, Artisten und Clowns zieren den neuen Kalender von Rolf Knie. Seit je her ist er mit dem Thema Zirkus verbunden und gibt ihm in seinem künstlerischen Schaffen genügend Freiraum. Der 75-Jährige fühlt sich nicht nur an der Staffelei wohl, er freut sich auch auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Rolf Knie, Sie haben Ihren Wohnsitz in St.Gallenkappel. Fühlen Sie sich dort wohl?
Ja. Dort wo man sich wohlfühlt, zahlt man auch gerne Steuern. Ich bin noch der Einzige der Familie Knie der im Kanton St.Gallen wohnt. Es hat aber noch einen anderen Grund. Mein Vater hat mir seine Auto-Kontrollschilder vermacht und das ist mir sehr viel wert. Wenn ich den Kanton wechsle, müsste ich diese abgeben.
In den 1977ern haben Sie sich dem künstlerischen Schaffen mit dem Maler Hans Falk angenähert. Wie haben Sie jene Zeit erlebt?
Hans Falk war mein Mentor und ich habe viel von ihm gelernt. Das Jahr war insbesondere speziell, da der Kabarettist Emil Steinberger mit dem Circus Knie unterwegs war. Wir waren das Trio Infernale und alle haben gezeichnet. Als ich, auf kleinen Stuhl sitzend, mich an einer Zeichnung versuchte, blickte Emil über meine Schulter und sagte: «Gäll, Rolf das perspektivische Zeichnen bereitet dir Mühe». Von da an unterrichtete er mich und es ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Emil ist mir bis heute ein treuer Wegbegleiter, seine Meinung ist wichtig.
Das Weihnachtsgeschäft läuft an und der neue Kalender ist da, haben Sie Schwerpunkte gesetzt?
Nein, das ist eine Auswahl, die ich mit meiner Galeristin treffe. Es sind immer wieder neue Bilder dabei. Für jene die den Kalender seit 1988 sammeln, gehört das dazu. Als ich in einem Jahr keinen Kalender produzierte, waren viele Kunden empört und baten mich, weiterzumachen. Dasselbe ist mit der Agenda, die immer noch erhältlich ist. Heute hat man alles im Handy. Die Intelligenz wird outgesourced. Wir wissen alles, müssen aber stets abfragen. Das stimmt mich schon nachdenklich.
Was macht den Kalender so speziell?
Die Authentizität, er ist positiv und fröhlich. Er bringt die Zirkus- und Tierwelt den Leuten näher. Hinzukommt, dass wohl jede Person gute Erinnerungen damit verknüpft.
Am 23. November präsentieren Sie Ihre neuen Werke, was darf man erwarten?
Neue Inspirationen, ich habe viel gearbeitet. Es ist schwierig, eine Ausstellung zu beschreiben. Was sicher ist, dass ich mir und meiner Kunst treu bleibe. Ich habe auch schon andere Bilder gemalt. So etwa abstrakte Malerei, Stierkampf- oder Aktbilder. Die Menschen haben diese nicht mit Rolf Knie in Verbindung gebracht. Ich bin mit meinen typischen Bildern wie in einer Schublade. Aber das ist anderen Malern, Schauspielern oder Sängern auch so ergangen.
Und fühlen Sie sich wohl in dieser Schublade?
Ja, schon. Dennoch ist mir wichtig, festzuhalten, dass ich mich in anderen Genres versucht habe. Wenn du etwas verändern kannst, mach es. Wenn es nicht möglich ist, trage es mit Würde.
In Ihrer Galerie finden sich viele grossformatige Bilder, warum?
Das ist immerwährender Kampf zwischen den Künstlern und den Galeristen. Es heisst dann jeweils, mach nicht so grosse Bilder, die Menschen haben aufgrund grosser Verglasungen keine Wände mehr.
Nebst dem Malen sind Sie auch als Bildhauer tätig. Entstanden sind Bronzeplastiken und Eisenskulpturen. Wo fühlen Sie sich wohler an der Staffelei oder beim Bearbeiten einer Skulptur?
Da gibt es keinen Favoriten. Wichtig ist, die Inspiration und die Energie, die man dafür einbringt. Im Sommer habe ich im Golfclub Losone einen 4,5 Meter hohen Elefanten aufgestellt. Natürlich ist es schon fast monumental und teuer. Aber hin und wieder reizt es mich schon, so etwas Grosses zu machen.
Sie arbeiten gerne mit den Händen, aber man trifft Sie auch auf der Theaterbühne an. Charleys Tante war ein grosser Erfolg. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Als wir das Stück in diesem Jahr wieder aufgenommen haben, hatte ich schon ein flaues Gefühl im Magen. Die Zeiten ändern sich so schnell und es stellte sich nach 35 Jahren Pause die Frage, wollen die Leute so ein Theaterstück noch sehen. Wenn mich das Publikum zum ersten Mal als Frau sieht, ist das Gelächter gross und ich geniesse das. Diese Energie lädt alle Batterien und ist Balsam für Körper und Geist. Zudem entwickelt sich das Theaterstück stets weiter.
Wie meinen Sie das?
Im Gegensatz zu einem Schauspieler, der seiner Rolle unabdingbar treu bleibt, versuche ich als Komiker immer wieder neue Gags einzubauen. So bleibt das Theaterstück lebendig. Das habe ich schon damals mit meinem Clown-Partner Gaston gemacht. Rückblickend bewahrheitet es sich eben doch, dass gute Komik zeitlos ist.
Die Wiederaufnahme war erfolgreich. Geht es weiter?
Die Tournee wird im März fortgesetzt und es hat einen Wechsel gegeben. Dass der Toggenburger Simon Keller, nun als Schauspieler im Ensemble ist, freut mich sehr. Natürlich haben wir ein älteres Publikum. Aber darf man für Leute im gesetzteren Alter nichts mehr machen? Wir dürfen nicht vergessen, dass die jungen Leute heutzutage kaum mehr einen Zugang zum Theater oder Zirkus haben. Alles ist im Handy.
Haben Sie weitere Projekte in der Pipeline?
Da schweigt des Künstlers Höflichkeit. Lassen Sie sich überraschen.
Sie sind im sogenannten Unruhestand. Was treibt Sie um?
Freude am kreativen Schaffen und Denken. Die Herausforderung, ob etwas gelingt oder nicht, ist natürlich spannend. Ich habe immer gute Leute um mich gehabt, das ist wichtig. Oft gibt es aber auch gute Menschen, die falsch beraten. Ich versuche, es zu vermeiden, auf diese zu setzen.
Bereuen Sie etwas in Ihrem Leben nicht getan zu haben?
Wenn man beginnt etwas zu bereuen im eigenen Leben, dann ist man unzufrieden. Aus schweren Zeiten lernt man und in den Guten lebt man. Ich bin mit meinem Leben im Reinen und habe viel mehr erreicht, als ich mir je erträumte. Dennoch gibt es etwas, dass ich zwar nicht bereue, aber gerne mehr gemacht hätte, nämlich Fussballspielen. Als ich an der Handelsschule war, spielte ich für den FC Zürich. Ich war in der obersten Liga bei den Junioren, wir wurden Schweizermeister und ich hatte ein Aufgebot für die Junioren-Nationalmannschaft. Da ich aber nicht so ein guter Schüler war, habe ich die Handelsschule abgebrochen und reiste nach Lausanne zum Zirkus. Mein Vater ärgerte sich nicht, dass ich die Schule abgebrochen hatte, sondern dass ich nicht mehr beim FCZ spielte. Er war ein grosser Fussballfan.
Das Thema Zirkus nimmt einen wichtigen Platz in Ihrem Leben ein. Der berühmte Clown Charlie Rivel sagte einst: «Jeder Mensch ist ein Clown, aber nur wenige haben den Mut, es zu zeigen.» Was denken Sie darüber?
Ja, das hat etwas. Wir alle können viel mehr als uns bewusst ist. Es ist möglich verschiedene Sprachen zu lernen aber wir müssen es zulassen und versuchen. Lebenskunst beginnt bei der Absichtslosigkeit. Ich bin immer ohne Absicht an neue Projekte herangegangen. Gerade nach meiner Zeit im Zirkus stand mir alles offen, ich war vogelfrei und konnte ohne Druck Neues ausprobieren.
Andreas Lehmann
Das Theaterstück wird unter anderem an folgenden Orten gespielt:
15. März, Entra, Jona-Rapperwil
19. März, Tonhalle, Wil
10. April, Vaduzer Saal, Vaduz
11. April, Tonhalle, St.Gallen
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