Hans Jörg Fehle
erzählt, weshalb der Tod aus der Gesellschaft verdrängt wird.
Kirche Krinau: Seit drei Jahrhunderten ein Wahrzeichen des Dorfes. zVg
Nach einem Religionskrieg hatten die Krinauer den Mut, eine eigene Kirche zu bauen. Das Dorf und die Kirchgemeinde feiern das 300-jährige Bestehen des Gotteshauses mit sieben Anlässen und einem Begleitprogramm.
Krinau Vor etwas über 300 Jahren wollte der St.Galler Fürstabt die Strasse über den Ricken bauen. Sie sollte eine sichere «katholische» Verbindung von Süddeutschland in die Innerschweiz sein, insbesondere für den Getreidenachschub. Vorgesehen war, dass reformierte Wattwiler die Strasse in Fronarbeit bauten. Diese weigerten sich – das war der Auslöser zu einem eidgenössischen Religionskrieg. 1712 siegten die Reformierten im Zwölferkrieg. Ein Resultat davon waren stärkere kirchliche Rechte für sie im Toggenburg. So sicherte der Friedensvertrag ihnen neu zu, Kirchen bauen zu dürfen. Daher schreibt der Historiker Armin Müller über den Krinauer Kirchenbau: «Die Spannungen des Zwölferkrieges sind es wohl gewesen, die jenen grossen Entschluss reifen liessen.» Denn bis 1724 hatten die Krinauer Reformierten keine eigene Kirche, sondern mussten nach Bütschwil in den Gottesdienst. Der Kirchenbau war damit ein Akt der Selbstbestimmung.
300 Jahre später ist fast alles anders. Zwar erinnert die am Türbogen der Kirche eingemeisselte Jahreszahl 1724 an die Gründungszeit. Ansonsten geht es heute für die Kirche um den Zusammenhalt in einer sich rasant verändernden Zeit. «Das Jubiläum ist eine Rückbesinnung auf die gemeinschaftliche Leistung der Einwohner vor 300 Jahren», sagt die in Krinau wohnhafte Kirchenvorsteherin Lisbeth Vogl. Die als Blickfang mitten im Dorf gelegene Kirche sei ein «Schmuckstück». Mit dem Jubiläum und den dazu gehörenden Feierlichkeiten hofft sie auf einen Motivationsschub für die vielfältige Arbeit, die in der fusionierten Kirchgemeinde heute zusammen mit Wattwil und Lichtensteig läuft. Die Festidee ist einfach: Statt eines Grossanlasses feiern sieben traditionelle Gottesdienste die Besonderheiten von Kirche und Gemeinde. Mit dem Neujahrskonzert und einer musikalischen Reise des Krinauer Orchesters hat der Reigen bereits begonnen. Am Sonntag, 24. März, findet erstmals seit der Fusion im Jahr 2016 die Kirchgemeindeversammlung Mittleres Toggenburg in Krinau statt. Im Gottesdienst singt der Kirchenchor eine eigens für das Jubiläum geschaffene Komposition der Organistin Heidi Preisig. In der Versammlung steht nach dem Rücktritt des langjährigen Amtsinhabers Heinrich Zweifel mit Werner Bleiker die Wahl eines neuen Präsidenten an. Die Festlichkeiten gehen mit Auffahrt und dem Kirchweihgottesdienst am 11. August weiter. Beide Feiern haben ein unterhaltsames Rahmenprogramm für Klein und Gross.
Zu den Anlässen gibt es ein Begleitprogramm. Dazu gehören Infotafeln zur Kirche, aber auch zur Geschichte der Kirchgemeinde und deren Personen. So ist es interessant zu wissen, dass 1920 der Strom in die Kirche gekommen ist. Und nach 31 Pfarrherren war es 1978 Renata Huonker-Jenny, die erste Pfarrerin in Krinau wurde. Weiter wird am Blumenbord vor der Kirche die Zahl «300» aus Blumen stehen. Als Souvenir ist, als Werk von Konfirmanden mit Unterstützung des Kantilehrers Emil Müller, bereits die Kirche aus dem 3D-Printer entstanden. pd
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